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Schule kann des einen Freud und des anderen Last sein

Bayern, Heimat, Tradition, Brauchtum - gestern, heute, morgen

Lange Ferien stehen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Weg

Ferien
Mit einer Schulfeier endet das Schuljahr, bevor die Ferien beginnen. Nicht immer ist die Betreuung der Kinder gewährleistet

Der Countdown läuft. Bald beginnen die Sommerferien in Bayern (29.Juli bis 11. September). Sowohl Schüler, als auch Lehrer sehnen diese Auszeit vom Schulstress herbei. Viele Eltern haben dabei jedoch gemischte Gefühle. Besonders die Berufstätigen. Aus einer Statistik des Bayerischen Bundesamtes  vor ein paar Jahren geht hervor, dass die meisten Paarfamilien aktiv berufstätig waren. Der Anteil, von denen, wo ein Elternteil Vollzeit und der andere Teilzeit arbeitete, betrug knapp 75 Prozent. Ein Großteil davon hatte Kinder unter drei Jahren. Die Tatsache, dass auch die Kindergärten und Kinderkrippen gemäß gesetzlicher Regelung ebenso in der Ferienzeit geschlossen haben, stellt viele Eltern vor die Frage: "Wohin mit meinem Kind, meinen Kindern?"

Nur die wenigsten Arbeitgeber haben für Fehlzeiten ihrer davon betroffenen Arbeitnehmer Verständnis. Gerade die Arbeitnehmer, die sich keinen Einkommensausfall leisten können, stehen vor massiven Problemen. Soviel zu den von der Politik hochgelobten "Vereinbarkeit von Familie und Beruf".  Das Fazit: Es sollte vielmehr berücksichtigt werden, dass sich die Familienstrukturen im Gegensatz zu früher stark geändert haben. Während es im vorigen Jahrhundert viel mehr Großfamilien gab, in denen es selbstverständlich war, dass die Großeltern sich um die Enkel kümmerten, wenn deren Mama und Papa nicht da waren, so wohnt man heute meist weit auseinander oder "Jung und Alt" distanziert sich gewollt. Desweiteren arbeiten viele Großeltern selbst noch und können es sich wegen ihrer Rente nicht leisten, Zuhause zu bleiben. Die Lebensentwürfe sehen heute ganz anders aus und die Instabilität von Ehen haben zugenommen. Die Konsequenz daraus: Von den 1,3 Millionen in Bayern lebenden Familien mit minderjährigen Kindern waren vor vier Jahren etwa 223 000 bzw. 17% der Eltern alleinerziehend. Die Praxis sieht halt oft anders aus, wie die Theorie.

Bauernkinder mussten in den Sommerferien bei der Ernte helfen

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In den langen Ferien wurden früher die Bauernkinder zu landwirtschaftlichen Arbeiten herangezogen

Während ich in den Sommerferien jede Menge Zeit zum faulenzen hatte und an den Hofstetter See bei Rosenheim zum Baden fuhr, wurden die Bauernkinder zum Mithelfen auf den Feldern verdonnert. Es war die Zeit, in der die Ernte eingebracht werden musste.  Im Herbst war es nicht viel anders, als die Kartoffeln geklaubt wurden. Recht geschah ihnen, denn zu mir wurde immer gesagt:

"Geh weg, das kannst du nicht!" Nur zum Steine und zum Kartoffelkäfer aufsammeln war ich ihnen gut genug. Aber Spaß beiseite: Ich war mächtig stolz darauf , wenn ich als einfaches Arbeiterkind auch mal gebraucht wurde. 

Diese Zeiten sind vorbei, denn kleinere Landwirtschaften gibt es beinahe nicht mehr und die großen Agrarbetriebe machen beinahe alles maschinell und mit modernster Technik. Obwohl ein intaktes Sozialgefüge auch heute noch darauf angewiesen ist, dass man innerhalb der Familie, der Verwandtschaft und der Nachbarschaft zusammenhält. 

Das damals eingeführte Ferienmodell mit sechs Wochen Ferien ist aber aus vorgenannten Gründen, die ich genannt habe und noch weiteren nachvollziehbaren Kriterien, einfach nicht mehr zeitgemäß. Die Politik muss entweder die notwendigen Einrichtungen und Angebote schaffen, damit für die Kinder mindestens drei bis vier Wochen so betreut werden, damit die berufstätigen Eltern ohne schlechtes Gewissen ihrer Arbeit nachkommen können und nicht befürchten müssen, dass sie ihren Job verlieren, weil die dafür notwendigen Voraussetzung nicht gegeben sind. 

 

Ein Unding, wenn in den  Sommerferien Kindergärten und Horte zu sind

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Wohin mit den Kindern in den Ferien, wenn Kitas geschlossen sind, die Eltern aber arbeiten müssen

Nur zwölf Prozent der Schüler haben eine Ferienbetreuung. Das ist viel zu wenig, wenn man die berufstätigen Eltern fragt, die teilweise große Sorge haben, wie sie überwiegend in der Zeit der Sommerferien ihre Kinder so unterbringen, dass sie gut betreut und versorgt sind. Gerade die Alleinerziehenden kommen schnell in die Bredouille, wenn Großeltern zu weit weg wohnen und es niemand gibt, der sich in der Zeit um die Kleinen kümmern könnte.

 

Spiegel online schreibt am 12. Januar 2016 folgendes:

 

"Zu viele berufstätige Eltern scheitern an fehlender oder unpassender Kinderbetreuung. Um die Situation zu erleichtern, unterstützt der Bund ab sofort flexible

Betreuungsangebote durch Kitas oder Tageseltern. Gefördert werden

Einrichtungen, die Kinder an Wochenenden, früh morgens oder nachts

betreuen. Familienministerin Manuela Schwesig und Arbeitsministerin Andrea Nahles haben heute das 100 Millionen Euro starke Programm KitaPlus vorgestellt." 

 

Hat irgendwie nicht richtig funktioniert, denn die Situation der Kinderbetreuung während der langen Ferien im Sommer ist nach wie vor überhaupt nicht zufriedenstellend. 

In Bayern beginnen die Sommerferien, da sind sie woanders wieder aus

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Für die Kinder können die Ferien oft nicht zu lang sein, für die Eltern bedeuten sie eine organisatorische Herausforderung

Ich hab mich schon oft gefragt, warum die Sommerferien in den verschiedenen Bundesländern unterschiedlich beginnen und Bayern das Schlusslicht ist.

 

Der wohl wichtigste Grund für versetzte Ferienstarts

ist die Angst vor verstopften Straßen und vollen Flugzeugen und Bahnen.

Der unterschiedliche Ferienstart soll verhindern, „dass die erholungssuchende

Bevölkerung jeweils zur gleichen Zeit den Urlaub antritt“, wie es bei

der Kultusministerkonferenz heißt. Wenn alle Familien in Deutschland gleichzeitig Urlaub buchen würden, würden wohl auch Unterkünfte im Inland knapp.

Der Ursprung der Ferien liegt in den Hundstagen, den heißen Sommertagen

Die Sommerferien (umgangssprachlich auch: große Ferien) bilden in den meisten Staaten den größten Teil der unterrichtsfreien Zeit für Schüler und Lehrer und liegen am Ende des Schuljahres. Ihr Ursprung findet sich in den Hundstagsferien.

In Deutschland dauern die Sommerferien an allgemeinbildenden Schulen zwischen sechs und sieben Wochen Die frühesten Ferien beginnen dabei Mitte Juni, die spätesten enden Mitte September. Die Termine werden nach einem rollierenden System den Ländergruppen zugeordnet.

 

Als Hundstage werden umgangssprachlich in Europa die heißen Tage

im Sommer, genauer in der Zeit vom 23. Juli bis zum 23. August,

bezeichnet. Der Begriff Hundstage stand ursprünglich in Verbindung mit

dem heliakischen Aufgang des Sirius, was heutzutage allerdings nicht mehr zutrifft.