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Warenwirtschaftssysem - ein Wort das so kompliziert klingt wie es ist
Wenn ein Kunde heutzutage eine Bestellung abschließt, so gelangt diese Information sofort ins System und bestimmte Vorgänge werden in Gang gesetzt. Dieses Prozedere kann dann einfach nicht mehr Änderungen unterbunden werden" so erklärte mir der Kundenservice eines Onlinehändlers
das Warenwirtschaftssystem . Siehe mein Blogartikel Warum einfach, wenn's umständlich auch geht.
Freilich will ein großes Unternehmen viel anders organisiert sein, als ein Einzelhandelsgeschäft. Aber trotzdem sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass auf beiden Seiten (Käufer und Verkäufer) Menschen stehen, die sich meines Erachtens nicht von irgendwelchen Systemen dirigieren und beherrschen lassen sollten. Die traurige Wahrheit ist, dass es inzwischen so ist. Ich selbst habe diese Feststellung machen müssen.
Gerne denke ich noch an den guten, alten Tante-Emma-Laden in unserem Dorf Zaisering im Landkreis Rosenheim, wo ich aufgewachsen bin. Für die Guatl (Bonbons), die in großen Glasbehältern offeriert wurden, genauso für den Bärendreck (Lakritzstangen) kramten wir unsere wenigen Pfennige aus Schürzen-und Hosentaschen hervor, nur um in den seltenen Genuss zu kommen. Die Hausfrauen hatten ihre handgeschriebenen Zettel dabei, damit man exakt nur das heimbrachte, was man unbedingt zum Leben brauchte. Genussmittel, wie Schokolade, Kekse, Pralinen gehörten zu den außerordentlichen Ausgaben und waren eine Rarität. Männer verirrten sich eher selten in den Laden, außer sie brauchten Tabak-Nachschub für die Pfeife und selbstgedrehte Zigaretten. Fast das aller wichtigste war jedoch die Kommunikation oder Gedankenaustausch, wie man heute zum Ratschen und Leut ausrichten sagt. Wer, wenn nicht die Kramerin wusste über alles und jeden Bescheid. Und das war gut so, denn eine Zeitung hatten nur die wenigsten. Das Wort System kannte man damals noch nicht und eine Registrierkasse gabs zu jener Zeit auch noch nicht. Da wurde auf einem Blatt Papier zusammengerechnet, was man zu bezahlen hatte. Auf Vertrauensbasis versteht sich. Wer am Ende des Monats etwas klamm bei Kasse war, für den schrieb es die Kramerin gerne auf. In Zaisering wohnten ja nur ehrliche Lumpen, wie sie stets zu sagen pflegte. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass Schulden beglichen werden mussten. Jeder kannte schließlich jeden. Das Schöne daran: im Gegensatz zu heute, wurde man noch als Kunde behandelt!
Leider sind Kunden heutzutage meist nur noch ellenlange Nummern
Heute ist man als Kunde im wahrsten Sinne des Wortes nur mehr ein durchlaufender Posten. Gestresst schnappt man sich einen Einkaufswagen, hetzt durch die Gänge, karrt die Produkte zur Kasse, reiht sie auf das Band, schaut genervt auf die Uhr wenn nichts weiter geht, zahlt und schwupdiwupp ist man wieder draußen. An der Kasse wird man meist keines Blickes gewürdigt, weil's eben schnell gehen muss. Nur der Kassenbon belegt, dass man eingekauft hat. Im Warenwirtschaftssystem des Onlinehandels geht es noch anonymer zu. Da hinterlegt man zwar auf einem bereitgestellten Formular seine Adressdaten, weil das System diese für die Werbung braucht, mit der man dann tagtäglich zugeschüttet wird. Letztendlich endet man als vierzehnstellige Paketnummer in einem Logistikzentrum. Was einmal registriert ist, ist unauslöschlich eingebrannt ins System. Es ist leichter, einen eingemeißelten Namen auf einem Grabstein zu ändern, als nach einer Bestellung eine falsch registrierte Adresse in die richtige umzuschreiben. Wer denkt, dass die Märkte mit ihrem Hauptsitz ein gemeinsames Unternehmen sind, mit dem sich die Mitarbeiter identifizieren, liegt auch falsch. Da weiß die eine Hand nicht was die andere tut. Man distanziert sich förmlich voneinander. Und das in Zeiten der digitalen vernetzten Welt, wo angeblich alles möglich und viel einfacher ist. Ich verstehe es nicht, aber ich spreche aus Erfahrung!