Von Bayern nach Rhein, Main und Mosel unterwegs
Das Spitzhäuschen wäre beinahe nach Texas verfrachtet worden
Zwölf Meter lang, aber nur 2 Meter breit, dafür drei Stockwerke hoch ist das Spitzhäuschen in Bernkastel-Kues, das wir am dritten Tag unserer Mosel-Reise entdeckt hatten. 1416 wurde es erbaut. Malerisch und romantisch schmiegt es sich in das Ensemble von schmucken Fachwerkhäusern am Marktplatz ein. Die Bauweise wirft natürlich Fragen auf. Der Überlieferung nach soll die Grundsteuer Anlass gewesen sein, zumal man seinerzeit nur für die bebaute Fläche zahlen musste. Andererseits soll die Gasse viel zu eng für eine Bebauung gewesen sein. Schließlich mußten hier die Ochsenwagen durchfahren können. Das Haus hat seit seiner Erbauung oft seine Besitzer gewechselt. Es wurde beispielsweise eine Zeit lang als Wochenendbleibe genutzt und es beherbergte nacheinander einen Schneider und einen Friseur.
Wegen imposanter Bauweise das meist fotografierteste Mosel-Motiv
Mal stand es schon Spitz auf Knopf, dass das Spitzhäuschen von Bernkastel nach Texas verfrachtet worden wäre. 1970 kauften Robert und Christel Schmitz-Herges das Spitzhäuschen. Seitdem bietet eine gemütliche Weinstube rund 55 Gästen Platz. Zugegebenermaßen ist es ein wenig eng. Aber dafür ist es umso gemütlicher. Für den Fortbestand sorgt bereits die nächste Generation. Es wäre auch zu schade, wenn das schmalgiebelige Fachwerkhäuschen einer anderen Verwendung als für gemütliche Treffs zugeführt würde. Wenn man bedenkt, dass Genussfreude, Gemütlichkeit und Gelassenheit für den rheinland-pfälzischen Menschenschlag charakteristisch ist, ist dies genau der richtige Ort dafür. Nicht von ungefähr gehört das Spitzhäuschen in Bernkastel-Kues auch schon wegen seiner ausdrucksvollen Bauweise zwischen Renaissance und Barock zum meist fotografiertesten Motiv an der Mosel.
Der historische Marktplatz in Bernkastel-Kues mit seinen schmalen Gäßchen, gepflegten Fachwerkhäusern, schmucken Erkern und schiefergedeckten Giebeln ist alles in allem eine Augenweide.