Von Bayern nach Rhein, Main und Mosel unterwegs
Das Deutsche Eck ist dort, wo Mosel und Rhein fusionieren
Ein unl!iebsamer Zwischenfall hatte uns den Reiseroutenplan ein wenig durcheinander gewirbelt. Bei der Durchfahrt einer Schleuse wurde unserem Schiff die Radaranlage abrasiert. Ohne die darf ein Schiff aber nicht weiterfahren. Ärgerlich für den Kapitän und seine Crew und besonders für den österreichischen Reiseleiter Alexander Steiner. Der reagierte dennoch bewundernswert cool und gelassen mit einem lapidaren : Kaa ma ja eh nix duan, aussa richt'n!
Gesagt, getan. Schon waren Techniker an der Anlegestelle in Koblenz, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Ansonsten lief alles in geordneten Bahnen weiter. Wir gingen an Land, um durch Koblenz im nördlichen Rheinland-Pfalz zu schlendern.
Das erste Highlight war das weltbekannte Deutsche Eck
, wo sich die Mosel und der Rhein zusammenschlängeln.
Durch die Ansiedlung des Deutschen Ordens am Zusammenschluss der beiden Flüsse im Jahr 1216 erhielt dieser geschichtsträchtige Platz seinen Namen Deutsches Eck, so steht es auf der Homepage von Koblenz-Touristik. Im Nachsatz heißt es, dass der Name Koblenz im Laufe der Zeit aus dem lateinischen Namen Castellum apud Confluentes , also das Kastell bei den Zusammenfließenden entstanden ist.
Das Kaiser Wilhelm-Denkmal in Koblenz ist ein Besuchermagnet
Kurz nach dem Tode Kaiser Wilhelm I entstand die Idee, dem Kaiser, der nach drei Kriegen die vollendete Einigung Deutschlands herbeigeführt hatte, ein Denkmal zu setzen. Drei Jahre später, 1891, wählte Kaiser Wilhelm II, der Enkel des Verstorbenen, das Deutsche Eck in Koblenz als geeigneten Ort. Um Platz für das Denkmal zu schaffen, wurde ein Nothafen zugeschüttet, der sich zu dieser Zeit an der Moselmündung befand. Das Deutsche Eck in seiner heutigen Form entstand. Am 31. August 1897 wurde das Denkmal Kaiser Wilhelm I eingeweiht.
Durch Artilleriebeschuss 1945 zerstört, widmete 1953 Bundespräsident Theodor Heuß den reiterlosen Sockel zum Mahnmal der deutschen Einheit um. Bis 1993 thronte hier ein Flaggenstock mit der deutschen Bundesflagge. Noch im selben Jahr wurde eine Rekonstruktion des Denkmals auf den Sockel gehoben.
Das insgesamt 37 Meter hohe Monument, von dem das Reiterstandbild des Kaiser Wilhelm I mit einem Genius vierzehn Meter mißt, ist heute ein Besuchermagnet. Mehr als zwei Millionen Menschen jährlich bestaunen und fotografieren es. So natürlich auch ich, zumal es seit 2002 zum UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal gehört.
Die Festung Ehrenbreitenstein bietet einen grandiosen Blick auf Koblenz
Ein weiterer Kulturgenuss mit Weitblick ist die Festung Ehrenbreitstein
Dort hat man den wohl herrlichsten Blick auf Koblenz und die Vereinigung von Vater Rhein und Mutter Mosel.
Man muss wissen, dass Ehrenbreitstein die zweitgrößte erhaltene Festung Europas ist. Sie wurde in ihrer heutigen Gestalt zwischen 1817 und 1828 erbaut, obgleich ihr Ursprung bis in das Jahr 1000 zurückfällt. Heute befinden sich auf der Festung neben dem Landesmuseum Koblenz mit seinen vielfältigen Ausstellungen auch das Ehrenmal des Heeres und die Jugendherberge Koblenz
Die supermoderne Seilbahn wurde für die Bundesgartenschau gebaut
Da sich diese Sehenswürdigkeit immerhin auf 114 Meter Höhe befindet, kann man seit Mitte 2010 mit einer supermodernen Seilbahn nach oben schweben und dabei den spektakulären Panoramablick über Mosel, Rhein und Landschaft genießen. Die Seilbahn ist 890 Meter lang und hat davon ein freies Spannfeld von 850 Metern über den Rhein zu bewältigen, der an dieser Stelle 287 Meter breit ist.
Die Seilbahn Koblenz kann bis zu 7600 Personen pro Stunde befördern und ist damit die Luftseilbahn mit der weltweit höchsten Förderkapazität. Sie wurde im Rahmen der Bundesgartenschau 2011 gebaut und sollte aufgrund des Welterbestatus bereits 2014 wieder abgebaut werden. Diese Vereinbarung wurde jedoch bis 2026 verlängert.
Das Kurfürstliche Schloss zieht mit märchenhaften Flair Besucher an
Auf unserem Rundgang standen wir plötzlich vor einem Prunkbau, der aus der Zeit gefallen zu sein schien und aus einem Märchen stammen könnte. Es handelte sich, das haben unsere Erkundigungen ergeben, um das Kurfürstliche Schloss Koblenz.
Kurfürst Clemens Wenzeslaus ließ es 1777-1786 errichten. Von 1850 bis 1858 residierte hier der preußische Kronzprinz und spätere Kaiser Wilhelm I als preußischer Militärgouverneur. 1944 wurde das Kurfürstliche Schloss in Koblenz bis auf die Außenmauern zestört, jedoch in den Jahren 1950/51 wieder aufgebaut.
Es gehört zu den bedeutendsten Schlossbauten des französischem Frühklassizismus in Südwestdeutschland und ist eines der letzten Residenzschlösser, das unmittelbar vor der französischen Revulotion in Deutschland gebaut wurde.
Wo einst Könige und Fürsten residierten, können heute exklusive Räumlichkeiten für festliche Bankette, Tagungen und Familienfeiern gebucht werden.
Da es ja schon Herbst war, konnte wir nur erahnen, wie der weitläufige Schlossgarten in der sommerlichen Blütezeit seine Farbenpracht entfaltet. Es war auf alle Fälle wert, einen Blick in der leider knapp bemessenen Zeit auf diese imposante Schlossanlage zu werfen.
Der speiende Schängelbrunnen in Koblenz hat eine kuriose Geschichte
Auf dem Rückweg zur MS Heidelberg
kamen wir zufällig an einem Brunnen vorbei, an dem eine Reisegruppe stand.
Wir wussten natürlich nicht, dass es sich hierbei um ein Wahrzeichen von Koblenz handelt, ahnten aber aufgrund der regen Handbewegungen der dazugehörigen Reiseleiterin, dass diese Wasserquelle von Bedeutung sein muss. Also gesellten wir uns unauffällig hinzu, um etwas mitzukriegen.
Der Begriff Schängel stammt aus der Zeit, als Koblenz 20 Jahre lang - von 1794 bis 1814 - zur französischen Republik gehörte. Schängel waren ursprünglich die von Franzosen abstammenden Kinder deutscher Mütter. Der gängigste Name war damals Hans und Johann, was dem französischen Jean entspricht. Die Koblenzer hatten aber Schwierigkeiten Jean französisch auszusprechen. Er wurde in der Koblenzer Mundart Schang. Mit der Zeit wurde daraus Schängel also Hänschen. Anfangs galt dies eher als Schimpfwort. Heute darf jeder in Koblenz Geborene Schängel nennen, häufig sogar Schängelche.
Der Schängelbrunnen steht im Hof des Rathausgebäudes. Er wurde 1940 von Carl Burger entworfen und ist dem Koblenzer Heimatdichter Josef Cornelius (1849-1943) gewidmet. Mit diesem Brunnen hat man dem Koblenzer Schängel ein Denkmal gesetzt. Die Bronzefigur auf dem Schängelbrunnen, die einen Jungen darstellt, speit etwa alle zwei Minuten einen sprühenden Wasserstrahl mehrere Meter weit über den Brunnenbecken hinaus, was natürlich immer wieder für Heiterkeit sorgt, wenn er allzu neugierige Besucher trifft.