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Teilen wie St. Martin ist eine Geste, die in die Gegenwart passt
Fest verankert ist in bayrischen katholischen Regionen das
St. Martins-Fest
das jedes Jahr am 11. November begangen wird. Dieses Volksbrauchtumsfest wird von Kindern geliebt und von Erwachsenen sehr kreativ und liebevoll vorbereitet und gestaltet. Gebete, Rollenspiele, entsprechende Lieder und Laternenumzüge verleihen jeder dieser Veranstaltungen einen symbolischen Charakter, mit dem Hintergrund des Teilens. Die Geschichte des Hl. Martins, Bischof von Tours ist kein unwirkliches Märchen, sondern vielmehr als Anregung zur Nachahmung zu verstehen. Einem Hilfsbedürftigen etwas abzugeben, was wir zu viel haben, ist in unserer Überflussgesellschaft eine Geste, die eigentlich als selbstverständlich gelten sollte. Es ist ein Zeichen der Solidarität.
Auch wenn es heutzutage leider des Öfteren nicht mehr St. Martinsfest, sondern Lichterfest oder Sonne-Mond-Sterne-Fest genannt wird, sollte es immer darauf hinauslaufen, zumindest darüber nachzudenken, dass es manchen Menschen nicht so gut wie einem selbst geht. Das müssen nicht nur Flüchtlinge sein, sondern auch ältere Menschen oder Nachbarn, die wenig Rente oder wenig Einkommen haben, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Mitmenschen, die schon am Anfang des Monats keine Ahnung haben, wie sie über die Runden kommen sollen.
Da hilft manchmal schon, ihnen zuzuhören oder Zeit zu schenken. Auch das kann man mit Teilen assoziieren.
Bei den St.Martins-Laternenumzügen waren teilweise Kinder dabei, die heute beinahe schon erwachsen sind. (Siehe Bilder)
Wer war der Hl. Martin und warum erinnert man sich an ihn?
Ich möchte seine Legende in kindlicher und verständlicher Kurzform wiedergeben:
Der römische Kaiser Konstantin I. hatte befohlen, dass alle Söhne von Berufssoldaten in der römischen Armee dienen mussten. So wurde im Jahr um 333 nach Christus auch Martin, Sohn eines römischen Offiziers. im Alter von 15 jahren ein Soldat. Martin war ein bescheidener und gütiger junger Mann. Obwohl er nicht getauft war, lebte und handelte er wie ein Christ. Seine Kameraden schätzten ihn wegen seiner Geduld und Nächstenliebe. So ist es nicht verwunderlich, dass Martin, nachdem der alte Bischof von Tours verstorben war, im Jahr 371 als dessen Nachfolger bestimmt wurde. Martin war darüber gar nicht froh, denn er fühlte sich nicht würdig. Außerdem gefiel ihm der Prunk um die Bischofswürde nicht. Er wollte nicht in einem Palast leben und edle Gewänder, Ketten und Ringe tragen. Er war eher ein Mönch, als ein Krieger, zumal er stets nur das Nötigste von seinem Sold behielt und alles andere kranken und armen Menschen gab.
Bereits drei Jahre später war er Gardeoffizier und in Amiens stationiert. als eine Begebenheit, vor den Toren der Stadt, sein Leben für immer veränderte. Es war an einem der bitterkalten Wintertage in dieser Zeit. Viele menschen waren schon in der klirrenden Kälte gestorben. Martin ritt mit seinem Schimmel auf das Stadttor zu, als ihm ein fast unbekleideter Bettler entgegenwankte. Dieser flehte die vorbeieilenden Menschen an, ihm zu helfen. Doch niemand half, sondern alle schauten weg. Nur Martin empfand tiefstes Mitleid. Mit einem Mal spürte er, dass Gott seine Wege zu diesem armen Menschen gelenkt haben musste, um Barmherzigkeit zu üben. Doch wie konnte er helfen? Martin zögerte nicht lange und teilte seinen Umhang mit seinem Schwert.in zwei gleiche Hälften. Der frierende Bettler nahm den halben Mantel gerne an.
In der folgenden Nacht hatte Martin einen Traum: Jesus Christus selbst war der Bettler. Er trug Martins halben Umhang. Als Martin am nächsten Morgen erwachte, wusste er, dass er sein Leben ändern möchte. Er verließ die Armee und trat als Mönch in den Dienst Gottes. Er ließ sich taufen.