Bayern, Heimat, Tradition, Brauchtum - gestern, heute, morgen
Tradition und Brauchtum gibt es in Bayern zu jeder Jahreszeit
Hexen, Geister, Gespenster und sämtliche gruslige Gestalten ziehen nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene magisch an, obwohl sie furchteinflößend sind.
Ich denke gerade in dieser Zeit, wo es schon so früh dunkel wird, oft an die Kinderzeit zurück. Die Eltern erinnerten uns an solche finstere Gestalten, wie an den ,,Dungeistäßa" die ,,Drud" oder die ,,Luz", wenn wir nicht pünktlich zum Gebetläuten zuhause waren.
Besonders im Bayrischen Wald werden diese Bräuche und Traditionen in den Rauhnächten noch wie eh und je gelebt und überliefert.
Mit etwas Gänsehaut und Schaudern erinnere ich mich an die ,,Koishüttler Lousnacht" in Neuschönau am 5. Januar 2014, als der "Woidhausmich", wie jedes Jahr vorher, vom Lusengipfel herabstieg, um mit dem "Wecklin", dem ,,Doda-Ma", dem Durandt und vielen anderen Waldgeistern sein angsterregendes Unwesen zu treiben und wilde Tänze aufzuführen. 50 Akteure von jung bis alt verbergen sich hinter ihren handgeschnitzten Masken, um mit wild fuchtelnden Gesten, unartikulierten Lauten und ohrenbetäubender Trommelmusik durch die Straßen und anschließend in die Gaststätten zu ziehen. Besonders die Schellen und schweren Glocken der Wolfsaustreiber verleihen dem lärmenden, diabolischen Spektakel ihren geheimnisvollen Reiz.
Eine markante Figur hierbei ist zweifelsohne auch der Räuber Heigl. der seine Lumpenstücke von Viechtach bis Landshut trieb. Um nicht aufzufliegen, versteckte er sich in einer Höhle auf der Anhöhe Kaltersberg bei Kötzting. Viele Jahre wurde er gejagt, bis man ihn dingfest machte. In Straubing wurde er schließlich abgeurteilt und eine Todesstrafe über ihn verhängt. Der König erhörte zwar das eingereichte Gnadengesuch des Volkes und schickte deren ,,Robin Hood" lediglich ins Zuchthaus. Dennoch kam er bei einem Streit mit einem Mithäftling ums Leben
Der Nostradamus des Bayerischen Waldes prognostiziert Düsteres
Unheimlich wurde mir, als der "Mühlhiasl" auf seinem selbstgebauten Leiterwagen thronte und mit rauchiger Stimme zu den zahlreichen Zuhörern sprach. Besonders nach seinen unheilvollen Weissagungen, die er immer wieder mit einem bedrohlich klingenden ,,Werd's es scha sehgn" unterstrich, lief es mir kalt den Rücken runter. Hans Blöchinger verkörpert den ,,bayerischen Nostradamus" perfekt. Matthias Lang, genannt der "Mühlhiasl" sagte vieles voraus, was wirklich eingetreten ist. Beilspielsweise "wenn der eiserne Hund durch den Vorderwald bellt". Damit hat er die beiden Weltkriege exakt vorausgesagt. Genauso wie er das Waldsterben und den Klimawandel mit seinen eigenen Worten prophezeite. Auch die Inflation vor Beginn des 2. Weltkrieges und den Sittenverfall, zu dem er meinte: ,,Die Bauernleut werden sich gewanden wie die Städtischen und die Städtischen wie die Narren". Die Offenbarungen bezogen sich auf die damals ferne Zukunft, unsere heutige Zeit und enthielten Aussagen über Dinge, die damals gar nicht Teil des Lebens waren, wie Passagierflugzege und Kampfhubschrauber.
Ich hoffe ja, dass er sich irrt, als er mit dem ,,großen Bänkeabräumen" den 3. Weltkrieg ankündigte. Er soll demnach von Osten kommen und im Westen enden. Als Zeitpunkt beschrieb er, wenn die Jahreszeiten Sommer und Winter nicht mehr zu unterscheiden sind und wenn sich die Menschen gegenseitig nicht mehr verstehen.
Auch wenn der Waldprophet hoffentlich nicht recht hat, so war dieser Auftritt ein Anstoß, über seine Voraussagungen nachzudenken, denn jeder kann seinen Beitrag dazu leisten, mit dem Planeten auf den wir leben, sorgsam umzugehen, sowie Respekt zu zeigen gegenüber allen Kreaturen, um Katastrophen abzuwenden. Auf jeden Fall war dieser Besuch der Koishüttler Lousnacht im Bayrischen Wald ein Erlebnis der besonderen Art, der oft in meinen Erinnerungen umhergeistert. Heuer fand sie zum 20. Mal statt und ich werde eventuell nochmal hinfahren, weil es mich beeindruckt hat.