Bayern, Heimat, Tradition, Brauchtum - gestern, heute, morgen
Ein ursprüngliches Symbol für Liebe, Zuneigung und Lebensfreude
Wie sehr der Maibaum zu Bayern gehört, fiel mir besonders auf, als ich noch als Berichterstatterin der Heimatzeitung über die Verwaltungsgemeinschaft Mamming-Gottfrieding geschrieben habe. In beinahe allen Ortsteilen wurden sie rund um den 1. Mai aufgestellt. Wie es vonstatten ging, deckte sich mit dem Ablauf des Fernsehberichtes des Bayrischen Rundfunks, der live über das ,,Maibaumaufstellen in Prien/Chiemsee" sendete. Es war für mich besonders interessant, weil es von meinem früheren Wohnort Halfing nur 12 Kilometer entfernt liegt. Meine Tochter Carina machte dort eine Ausbildung und ihre Lieblingsdisco ,,Delphin" befand sich ebenfalls dort. Ich fuhr, als sie noch Teenager war, oft dorthin und holte sie wieder ab.
Aber zurück zum Thema: Der Maibaum gehört zu Bayern wie Tracht und Biergarten. Das lebendige Brauchtum, das Jung und Alt gleichermaßen zu begeistern scheint, bedarf einer gewissen Vorbereitungszeit. Meist sind es die Feuerwehren und traditionelle Vereine im Dorf, deren Durchführung das Maibaumaufstellen obliegt.
Gemeinsam und mit viel Kraft werden in Bayern Maibäume aufgestellt
Ein Maibaum wird zum temporären Wahrzeichen aufgebrezelt
Zunächst braucht man aber einen Spender, der den potentiellen Maibaum unentgeltlich zur Verfügung stellt. Der steht jedoch noch im jeweiligen Wald und muss dann gefällt und geschäpst werden, um ihn dann an einen sicheren Ort abzutransportieren, wo er wie die Kronjuwelen von England, rund um die Uhr bewacht wird. Von den Frauen oder Vereinsmitgliedern wird er entsprechend mit Daxen-Kränzen oder Grün für den Wipfel, mit weiß-blauen oder bunten Bändern, Zunfttafeln beziehungsweise geschnitzten Figuren geschmückt. Der Stamm eines Maibaums sollte möglichst gerade gewachsen sein und er sollte annähernd 30 Meter lang respektive hoch sein. Ich habe auch schon von einem Maibaum in Erding gehört, der über 50 Meter hoch und 14 Tonnen schwer gewesen sein soll.
Ein schöner Maibaum ist ein Prestigesymbol für jede Gemeinde
Maibäume sind für Diebe ein beliebtes Objekt der Begierde
Eine große Blamage ist es, wenn Diebe es schaffen, trotzdem dass auf ihn aufgepasst wurde wie die Haftelmacher, den Maibaum zu stehlen. Um sich aus der Affäre zu ziehen, hilft nur, auf deren erpresserischen Forderungen einzugehen und das geforderte Hopfengold samt Brotzeit zu bezahlen. Ein sehr spektakulärer Maibaumklau hat sich zum Beispiel 2009 ereignet. Eine Gruppe Rentner hatte den Baum mit einem Hubschrauber abtransportiert. Überwiegend geht es jedoch sehr traditionell und brauchtumstreu zu.
Ist das Diebesgut wieder seinem rechtmäßigen Besitzer zurückgeführt worden, steht dem Aufstellen nichts mehr im Wege.
Zu Beginn meiner Pressetätigkeit im Jahr 2004 ging man wegen der Sicherheit immer mehr dazu über, sich technischer Hilfsmittel zu bedienen, was aber nicht alten Traditionen entsprach. Deshalb wurde seitens der Aufsteller penibel darauf geachtet, dass kein Traktor, Frontlader, Autokran oder sonstige Maschinen und Geräte auf dem Bild war, das in die Zeitung kam. Auf Handarbeit konnte man ohnehin nicht verzichten und so gab ich mir Mühe, dass ich nur Bilder einschickte, wo der Maibaum mit Manneskraft, Irxenschmalz und Hau-Ruck in die Höhe gehievt wurde. Nach getaner Arbeit wird das Gemeinschaftswerk zusammen mit der Bevölkerung, die meist lautstark anfeuert, zünftig bei Speis und Trank oft auch mit Musik und Tanz gefeiert.
Wurde der gestohlene Maibaum wider Erwarten nicht ausgelöst, können die Diebe diesen als ,,Schandbaum" aufstellen. Aber wer will schon als Geizhals und ohne Maibaum dastehen.
Sehr traurig ist aber, wenn etwas passiert, so wie vor ein paar Tagen in Mittelfranken, wo die Spitze des Maibaums abbrach und eine junge Frau tödlich verletzte.