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Wasserburg - liebevoll wie besitzergreifend vom Inn umschlungen

Bayern, Heimat, Tradition und Brauchtum - gestern, heute, morgen

In Koblberg bei Wasserburg am Inn stand die Wiege meiner Mutter

Als wir Anfang Oktober bei herrlichem Herbstwetter nach einem Kurzurlaub unseren Rückweg aus Tirol in Österreich antraten, machten wir außer Kufstein, wo wir das Mittagsessen einnahmen, noch eine Stippvisite nach Wasserburg am Inn. Meine Mutter ist in diesem Altlandkreis geboren und aufgewachsen. Sie hat das Licht der Welt in dem kleinen Ort Koblberg als siebtes Kinder der Eheleute Strasser erblickt und ist mit ihren vier Brüdern Martin, Ludwig, Sepp und Franz, sowie ihren Schwestern Anni und Resi im elterlichen landwirtschaftlichen Anwesen aufgewachsen. Gemäß ihren Erzählungen hatten sie einen acht Kilometer langen Weg zur Volksschule Rieden. Ab dem Frühjahr bis zum ersten Schnee gingen sie diesen barfuß oder mit nackten Füßen in den Holzschuhen hin und zurück. Ab dem 13. Lebensjahr musste sie sich ihren Lebensunterhalt selbst bei umliegenden Bauern im Altlandkreis Wasserburg/Inn, der heute zu Rosenheim gehört, verdienen. Überall wo sie gebraucht wurde, egal ob im Haushalt, im Stall oder auf dem Feld - es war immer harte Arbeit für die heranwachsenden Kinder. Meine Mutter weinte sich oft in den Schlaf und sie hatte stets großes Heimweh. 

Wasserburg am Inn erlangte ihre Bedeutung durch den Salzhandel

Wasserburg bietet mit seiner landschaftlichen Lage eine absolute Besonderheit. Die Altstadt liegt auf einer vom Inn beinahe gänzlich umflossenen Halbinsel, die nur über eine schmale Landzunge erreichbar ist. Vom gegenüberliegenden bis zu 70 Meter hohen Steilufer, der Innleiten, überblickt man die ganze Altstadt mit ihrer bis ins Mittelalter zurückreichenden Bausubstanz.

Ausflüge
Wasserburg am Inn bezaubert mit seiner historischen Architektur

 

Erstmalig erwähnt ist sie als Wazzerburch im Jahre 1085. Ab ungefähr 1245 erhielt die Stadt durch Graf Konrad das "Burgrecht", eine frühe Form des Stadtrechts. Seine Bedeutung verdankt der Ort dem Salzhandel: Die Innbrücke war das Ende der ersten Tagesetappe der Handelsroute von Reichenhall und Hallein über Wasserburg, München und Landsberg am Lech. Dank der strategisch günstigen Lage auf einem Hügel mittig im Zugang zur Halbinsel in der Flussschleife konnte von der Burg aus der Schiffsverkehr auf dem Inn und gleichzeitig der Handelsweg kontrolliert werden. Im Jahre 1247 konnte Wasserburg nach 17-wöchiger Belagerung durch Herzog Ludwig erobert werden und verblieb von da an im Einflussbereich der Wittelsbacher (Erbvertrag). Im Jahre 1334 erhielt der Ort das Stadtrecht. Wasserburg wurde im Mittelalter zum bedeutendsten Umschlagort für Handelswaren aus Österreich und dem Balkan und kam schnell zu Wohlstand. In der Handelsstadt blühte auch Kunst und Handwerk. Die reichen Bürger leisteten sich eine Vielzahl an repräsentativen Bauten, die im bis heute fast unversehrt erhaltenen mittelalterlichen Stadtbild aus Plätzen, Laubengängen und Gässchen bewundert werden können.

Impressionen-Potpourri  aus Wasserburg am Inn

Wie Rom wurde die Wasserburger Jakobskirche nicht an einem Tag erbaut

Ausflüge
Die Jakobskirche in Wasserburg am Inn/Obb. gehört zu den bedeutenden Sehenswürdigkeiten

Zu den Sehenswürdigkeiten Wasserburgs gehört die Pfarrkirche St. Jakob.

 

Die spätgotische Hallenkirche ist ein unverputzter, imposanter Ziegelbau mit Chor, Sakristei und Westturm aus Tuffquadern. Der Baubeginn unter Hans von Burghausen sei 1410 gewesen, so heißt es. Die Vollendung des Langhauses erfolgte 1445 Langhauses, genauso der Neubau des Chores durch Stephan Krum. Bereits 1480 sind abermals Bau-, Restaurierungs-und Ergänzungsarbeiten durchgeführt worden, das geht ebenfalls aus den Analen des Gotteshauses hervor. 

Um 1458 kommen die Kirchenglocken ins Spiel. Dazu wurde bis 1495 der Turm und dessen Ausstattung gebaut. 

Das Hochhieven der Glocken war eine ganz schwierige Angelegenheit

Aus dem Stadtarchiv ist offenbar ersichtlich, dass im Jahr 1473 eine Glocke aus Salzburg für den erst im Jahr 1488 vollendeten Glockenstuhl erworben wurde. Desweiteren ist eine angekaufte Glocke aus Landshut bekannt. Nach der Fertigstellung des Glockenstuhls sollten alle vorhandenen Glocken aufgezogen worden sein, denen in den nächsten Jahren weitere folgten.

1480 ist urkundlich verankert, dass die Erben des Glockenzieher-Meister Christian Stöckl aus Stockach bei Tittmoning Geld für das Aufziehen einer Glocke von den Kirchenpröbsten aus Wasserburg, besiegelt vom Stadt-und Landrichter zu Wasserburg Hans Dürner, erhalten haben. Meister Christian hat das Geld für seine Dienste bereits vorab von der Stadt bekommen. Er konnte leider seine Arbeit nicht mehr ganz vollbringen. Noch am Totenbett trug er Verantwortung dafür und bat deshalb seinen Sohn Ruedbrecht und weitere Verwandte sein Werk ordnungsgemäß zu Ende zu bringen. Genauso geschah es nach seinem Willen. Zusammen mit dem Wasserburger Hand Smid hat der Glockenzieher-Experte Christian Stöckl dafür gesorgt, dass die besagte Glocke ordnungsgemäß  auf den Turm gehievt wurde. Fest steht, dass dies damals eine äußerst knifflige Aktion war. Speziell für den Fall der Wasserburger Jakobskirche konnte ich nicht in Erfahrung bringen, wie die Männer es damals bewerkstelligen konnten. Von anderen Glocken ist bekannt, dass es durch Aufwinden und mit der Hilfe von Flaschenzügen vonstatten ging. Schon mehrere Jahre vor ihrer Aufhängung hat man ein Exampel an einem Gestell statuiert, damit beim Aufhängen der Glocken kein Fehler passiert.

 

Mit der Formulierung: fur all unser und unsern miterbn und fur all unser und ir erbn sollten eventuelle Forderungen der Erben des Verstorbenen von der Stadt abgewendet werden. Dumm waren sie früher auch nicht, wie man unschwer feststellen kann. Vorsicht ist besser als Nachsicht, ist ein Sprichwort, das aktuell immer noch Gültigkeit hat, gerade in der heutigen Zeit, wo man immer auf der Hut sein muss, nicht über den Tisch gezogen werden. Schon vorher sollten alle Alarmglocken läuten, um bei den Glocken zu bleiben.

Trinkwasserbrunnen vor St. Jakobskirche will Plastikmüll vermeiden

Wer kennt das nicht: Unterwegs überkommt einen plötzlich der Durst und dann.kauft man am nächstgelegenen Kiosk ein Getränk in einer Einwegflasche - was Plastikmüll verursacht.  Um den zu vermeiden, gibt es jetzt deutschlandweit eine Kampagne, die sich Refill  nennt. Und das ist nun auch in der Innstadt Wasserburg angekommen

 

Der Gedanke hinter diesem Projekt ist folgender: "Habe deine Trinkflasche dabei! Trink genug Wasser! Lebe gesund! Schütze unsere Umwelt! Spare Geld!“ 

 

Nach dem Erfolg, den die Einführung der recup-Becher" für den Kaffee zum Mitnehmen mitgebracht hat, sollte nun eine weitere Kampagne helfen, Plastikmüll zu reduzieren. Die Idee Refill ist ganz simpel: Blau-weiße Tropfen-Aufkleber erklären den Leuten: Hier kann die Trinkflasche umsonst mit Leitungswasser aufgefüllt werden und spart nebenbei Plastik ein. Alle Lokale und Geschäfte, die sich beteiligen, sind dann an dem Aufkleber zu erkennen. Die Idee, Wasserburg daran zu beteiligen, wurde von politischer Seite befürwortet. Genauso wie der Wasserburger Umweltausschuss und der Wirtschaftsförderungsverband der Neuerung positiv gegenüber standen. 

Wasserburger Wasser in Flaschen abgefüllt bietet Plastikmüll Paroli

Ausflüge
Der Trinkwasserbrunnen vor der Jakobskirche soll Plastikmüll vermeiden

Eine Fürsprecherin aus der Politik wusste auf Anhieb noch einige Geschäfte, die wohl mitmachen würden. und schlug vor, die "Refill"-Stationen in den Stadtplan mit aufzunehmen. Auch eine spezielle Wasserburger Flasche könne sinnvoll sein. Wolfgang Schmid (CSU) gefiel die Idee, aus Italien kenne er kleine Wasserhäuschen, an denen es gekühltes sowie nicht gekühltes, sprudelndes und stilles Wasser kostenlos gebe. Es sei zu überlegen, ob man eine solche Casa dell‘Aqua nicht am Wasserwerk am Gries einrichten wolle. Laut Norbert Buortesch (Bürgerforum) könnte das Konzept eine Werbekampagne für unser Wasser werden. Sophia Jokisch (Die Linke) warf zudem die Überlegung in den Raum, "Refill" als Werbung für die Stadtwerke zu nutzen. Allgemein wurde die Idee, Teil der "Refill"-Kampagne zu werden, von den Mitgliedern des Umweltausschusses uneingeschränkt befürwortet.

Viele historische Bauten verleihen Wasserburg ihr mediterranes Flair

Ausflüge
Die ehemalige Getreideschranne ist heute das gut besuchte Cafe Schranne in Wasserburg am Inn

Zum Beispiel die ehemalige Getreideschranne, die heute nicht nur von Einheimischen ein gut angenommenes Cafe ist. Auch Gäste aus Nah und Fern lassen sich gerne in den historischen Räumlichkeiten oder bei gutem Wetter draußen auf dem Marienplatz mit Kaffee, süßen Köstlichkeiten oder deftigen Schmankerln verwöhnen. 

 

Eine Schranne, verstand man ihrer Wortbedeutung nach, als eine Gerichtsstätte, Unterteilung eines Gerichtsbezirkes, einen Getreidemarkt auf einem Handelsplatz - also dem Marktplatz. In Wasserburg war dies der heutige Marienplatz respektive die Schrannenhalle im Rathaus, sowie der Gerichtsplatz auf der Burg.

 

Ebenso wie Privilegien des Landesherrn - respektive einzelne rechtliche Entscheidungen oder Rechtsverletzungen - der Stadt zugestanden werden. So wie beispielsweise den Salzhandel betreiben zu dürfen, das Marktrecht zu besitzen oder Zolleinnahmen zu erheben. Dazu bedurfte es aber einer Erlaubnis. 

Das Recht des Schrannenmarktes hatte die Stadt Wasserburg am Inn lange nicht. Der Getreidehandel wurde durch die Marktordnung von 1614 und nach längerem Streit auf der Grundlage einer Ordnung des traid kauffs  des Jahres 1541 durch Herzog Maximilian I. neu festgelegt.

Erst die Schrannenordnung von 1648 regelte endlich das ersehnte Getreidemarktwesen der Stadt Wasserburg - und zwar unmissverständlich und verbindlich. In den Grenzen des gekennzeichneten Areals konnten die Bauern der Region ihr Getreide an einem festen Tag - den Schrannentag - legal anbieten.

 

Das heißt nicht, dass vorher kein Getreidehandel betrieben wurde, auch ohne gültige Schrannenordnung. Man durfte sich halt nicht erwischen lassen.  

Herzog Wilhelm V. musste davon anscheinend Wind bekommen haben, denn anscheins nicht von ungefähr hat er in seinem Reskript von 1951 die Stadt Wasserburg aufgefordert, ihm Rechenschaft abzuliefern. Er machte deutlich, dass er keine Verselbständigung des Getreidehandels dulde und verlangte einen geordneten Ablauf. Dem setzten die Wasserburger Verantwortlichen den städtischen, selbstbewussten Anspruch auf Selbstverwaltung. Ob dem statt von höchster Stelle stattgegeben wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Ist ja auch nach so langer Zeit egal. Heute ist sowieso alles anders, wenn vielleicht Vieles nicht unbedingt besser.

 

Ein weiteres Relikt aus der Stadt-Historie von Wasserburg ist der Rote Turm. Es ist der letzte erhaltene Torturm der alten Stadtbefestigung. Desweiteren gibt es noch viele architektonische Fingerabdrücke in der liebenswerten oberbayerischen Stadt am Inn zu sehen. Man müsste nur genügend dazu Zeit haben. Aber es wird bestimmt nicht der letzte Besuch gewesen sein, denn es zieht mich immer wieder an die liebenswerte Innstadt. Schließlich habe ich achtundzwanzig Jahre im 12 Kilometer von Wasserburg entfernten Halfing gewohnt. Meine Tochter Tanja besuchte die Heilingbrunner-Realschule in Wasserburg. Oft war ich dort zum Einkaufen oder mit meiner Freundin Paula beim Bummeln. Ich habe gute Erinnerungen an Wasserburg am Inn.