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Wunderbarer Katharinenpalast mit mysteriösem Bernsteinzimmer

Von Bayern nach Russland - Reise-Erlebnis mit markanten Highlights

Die Marotten der Monarchen waren schräg und pompös, aber nachhaltig

Jetzt in den Wintermonaten kommen allmählich Reisegelüste auf. Man denkt aber auch über vergangene Reisen nach. Schlösser, Burgen und Paläste geistern einem im Kopf herum, die man gesehen und besucht hat. 

Man stellt sich vor, wie die Menschen damals gelebt haben. Sowohl diejenigen, die arbeiten mussten, um zum einen sich und ihre Familien zu ernähren als auch die besser bestellten, denen ein Leben in Saus und Braus vergönnt war.

 

Trotz allem waren ihre Untertanen froh, wenn sie Arbeit hatten und ihnen die oberen Dienstherren und die feine Gesellschaft wohlgesonnen waren. Man braucht nur unseren bayerischen König Ludwig II als Beispiel nehmen. Er hatte sich mit Schloss Neuschwanstein im Allgäu ein Denkmal gesetzt, obwohl die Monarchie zu seiner Zeit schon ein Auslaufmodell war. Es gehört heute zu den meist besuchtesten Schlösser dieser Welt und für viele ist es sogar das Wahrzeichen Deutschlands

 

All die Monarchen, die sich das Luxusleben und ihre skurrilen Marotten leisten konnten und dafür bedauerlicherweise meist das Volk ausbeuteten, haben eines gemeinsam: Sie haben sich architektonische Denkmäler gesetzt, die es für die Nachwelt zu schützen und zu erhalten gilt. Was wäre die Welt ohne sie. Es wäre der Glanz, das märchenhafte, der Zauber und die Mystik weg, die über sie und ihre Historien schweben.. Die Welt wäre auf alle Fälle ärmer und es wäre schade, wenn sie irgendwann mal verschwinden würden, zumal die Architektur der heutigen Gebäude selten mehr jemand vom Hocker reißt, obwohl die Bausummen auch nicht niedriger sind, als damals. Viel wird auf Kosten der Steuerzahler buchstäblich in den Sand gesetzt.  Doch die Welt dreht sich unaufhörlich weiter und man hat auch derzeit wieder die Situation, dass weltweit die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht. Die Ausbeutung der kleinen Leute setzt sich fort. Aber was bleibt von meiner Generation, der meiner Kinder und Enkelkinder der Nachwelt erhalten? 

Impressionen vom Katharinenpalast samt Parkanlagen in Puschkin

Im Glanz und Prunk des russischen Zarenreiches geschwelgt

Am vorletzten Tag unserer Russlandreise im Jahr 2014 stand die 25 Kilometer von St. Petersburg entfernte Stadt Puschkin (Zarskoje Selo) auf dem Programm. Wir wollten selbstverständlich den Katharinenpalast mit seinem weitläufigen Park nicht außer Acht lassen, deren Ensemble vor allem mit den beiden Zarinnen Elisabeth und Katharina II in Verbindung zu bringen ist. Sie prägten das Gesamtkunstwerk und deren Geschichte, die bis Anfang des 18. Jahrhunderts zurückreicht. Ich bin keine Kunstkennerin, aber soviel kann ich darüber sagen, dass der Katharinenpalast riesig und interessant ist, er diverse architektonische Epochen aufzuweisen hat und viel Gold, Prunk, Glitzer und Glanz beinhaltet. Sehr aussagekräftig ist das im Hauptflügel befindliche Deckengemälde "Der Triumpf Russlands" des Künstlers Guiseppe Valeriani. Es vereint militärische Siege des russischen Reiches, genauso wie die Erfolge in Kunst und Wissenschaft. Der blaue Salon, das Parade-Speisezimmer und natürlich das berühmte Bernsteinzimmer sind einige der Prunkräume, die sich auf den 325 Metern Länge erstrecken und streng bewacht werden. Leider fanden bei unserer Besichtigung Bauarbeiten im und am Katharinenpalast statt. Die Fassade war teilweise verhängt.

Parkanlagen und Katharinenpalast in Puschkin

Irrfahrt des verschollenen Bernsteinzimmers mit offenem Ende

Zarskoje Selo (Puschkin) wurde ebenso wie Peterhof im Zweiten Weltkrieg zum großen Teil zerstört und deren Kunstschätze von den Deutschen geraubt. Dazu gehörte auch das legendäre, fast unversehrte Bernsteinzimmer im Katharinenpalast, das 1941 von der Wehrmacht abgebaut und in das Königsberger Schloss transportiert wurde. 1944 wurde es erneut verpackt, um vor den anrückenden sowjetischen Truppen weiter nach Westen verfrachtet zu werden. Seitdem ist es verschollen.

 

Die Odyssee des Bernsteinzimmers, eigentlich eine prunkvolle Wandtäfelung, die 1701 für den Preußenkönig Friedrich I. geschaffen wurde, begann bereits im Jahr 1717.

 

Weil Peter der Große es beim Besuch des Berliner Schlosses bewundert hatte, schenkte ihm es Friedrich Wilhelm I. Die Gegengabe war die Überstellung von 55 "langen Kerls" der Zarengarde an den preußischen Soldatenkönig.

 

Elisabeth, die Tochter Peters, ließ das Bernsteinzimmer 1741 als Empfangssaal in den Winterpalast einbauen. Dort blieb es bis 1755, dann kam es auf Geheiß der Zarin in den neuen Sommerpalast von Zarskoje Selo (Puschkin)

Rückgabe einer Bernsteinzimmer-Rekonstruktion zum Jubiläum

Die kostbare Wandtäfelung hat einem würdevollen, wunderbaren Platz in einem 100 Quadratmeter großen Saal im Katharinenpalast Platz gefunden. Das kostbare Kleinod wird von resoluten Guides wie ihr Aufapfel gehütet und streng bewacht. Fotografieren und Filmen  ist strengstens verboten. Ist ja auch nachvollziehbar, nach den vorangegangenen Geschehnissen. Schließlich ist es einer aufwendigen, fast 25 Jahre dauernden Forschung, Planung und Rekonstruktion zu verdanken, dass die kunstvollen Schätze des Bernsteinzimmers von den zahlreichen Besuchern wieder bestaunt werden dürfen. Vorkriegsfotos, Archivmaterialien, wissenschaftliche Arbeiten und sogar einige wenige Originalteilchen bildeten die Basis der Arbeiten. Aus mehr als einer halben Million Bernsteinstücken, deren Rohmaterial hauptsächlich im heute russischen Jantarny (Palmnicken) an der ostpreußischen Küste gewonnen wurden, ließen bis zu 60 Restauratoren und Arbeiter das Bernsteinzimmer erstehen. Als die Arbeiten in den neunziger Jahren wegen Geldmangels ins Stocken gerieten, sprang die damalige Ruhrgas AG mit einer 3,5-Millionen-Dollar-Spende ein. 24 venezianische Wandspiegel, Florentiner Mosaiken, Edelsteineinlagen und vergoldete Leuchter ergänzen das Kunstwerk. An die Stelle der bernsteinfarbenen Deckengemälde traten echte Bernsteinschnitzereien. Besucher sprachen von einem "achten Weltwunder".

Dieses Wunder erhielt die Welt im Mai 2003, zum 300-jährigen Jubiläum St. Petersburgs, zurück. Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzler Gerhard Schröder öffneten der Öffentlichkeit die Türen. 

 

Auf den Verbleib des Original-Bernsteinzimmers haben Zeitzeugen, Spinner und Abenteurer in sechs Jahrzehnten hundertfach Hinweise gegeben. Erfolglos. Vielleicht hätte der ehemalige Königsberger Nazi-Gauleiter Erich Koch etwas über dessen Verbleib aussagen können. Bis zu seinem natürlichen Tod im Jahr 1986 soll der im polnischen Gefängnis Barczeewo Inhaftierte bei Befragungen geschwiegen und abgeblockt haben, denn für den zum Tod Verurteilten war dieses Wissen seine Lebensversicherung. Er nahm sein Geheimnis mit ins Grab. 

Ein russisches Märchen vom  Tischlein-deck-dich der Zarenfamilie

Als wir auf den Hauptwegen des weitläufigen Parkes des Katharinenpalastes dahinspazierten, kamen wir unweigerlich zur Eremitage, ein kleines Schlösschen, das Mitte des 18. Jahrhunderts in 12-jähriger Bauzeit unter der Regie und Vorstellung zweier Architekten namens Michael Zemzow und Bartolomeo Francesco Rastrelli entstand.

Das Erdgeschoss der Eremitage war für die Bediensteten bestimmt. Natürlich steht auch hier bei den meisten Besuchern die künstlerische Gestaltung und die geschichtliche Bedeutung im Vordergrund. Mein persönliches Interesse war mehr auf die Technisierung der damaligen Zeit gerichtet. Im großen Saal stand ein hydraulischer Tisch, der von der Küche im Erdgeschoss mit Winden in den Saal hochgehoben werden konnte. Zur Bedienung des komplizierten Hebemechanismus, der im Keller verborgen war, brauchte man zwölf Arbeiter. Nach dem Mahl wurde der Tisch wieder versenkt und es entstand ein Ballsaal.

Kanalrundfahrt inclusive St. Petersburg bei Nacht