Bayern, Heimat, Tradition und Brauchtum - gestern, heute, morgen
Eine Patenschaft für Blühflächen kann Beitrag zum Volksbegehren sein
Die selbsternannten Bienenretter haben es geschafft. Dem Volksbegehren "Rettet die Bienen" das vom 31. Januar bis 13. Februar dieses Jahres stattfand, haben 1.745.383 Menschen mit ihrer Unterschrift zugestimmt. Das sind 18,4 Prozent der Wahlbeteiligten in Bayern. An und für sich eine super Sache, denke ich. Aber nur wenn sich auch alle, die unterschrieben haben, an der Umsetzung beteiligen. Lediglich die Unterschrift unter eine Parole von Initiatoren mit aktivistischen Hintergrund zu setzen, die sich und ihre Organisationen damit vielleicht nur profilieren wollen, damit ist niemand geholfen und schon gar nicht den Bienen. Es nützen auch keine gegenseitigen Schuldzuweisungen und Forderungen. Sowohl die Bienenrettung als auch der Erhalt der Artenvielfalt sehe ich als Gemeinschaftsaufgabe, die von jedem Einzelnen ganz individuell nicht nur erbracht werden kann, sondern muss, wenn man einer von Experten vorausgesagten Katastrophe, die sich schleichend ankündigt, entgegen steuern möchte.
Wer A sagt muss auch B sagen. Handeln statt kluge Sprüche klopfen
Als wir, mein Mann und ich gestern den Themen-Beitrag im BR-Fernsehen gesehen und heute den Artikel von Andreas Kerscher im Dingolfinger-Anzeiger mit der Überschrift Blumen statt Weizen gelesen haben, war uns, obwohl wir das besagte Volksbegehren nicht unterschrieben haben, klar: Wir übernehmen eine Patenschaft für Blühflächen. Sofort haben wir beim betreffenden Landwirt Anton Maidl in Haidlfing bei Wallersdorf (Landkreis Dingolfing-Landau) angerufen. Was uns total überraschte: Wir waren die ersten und einzigen bisher, obwohl nach Auskunft von Frau Maidl dieses Angebot hinreichend mit Namen und Kontaktadresse in der Öffentlichkeit und den Medien kundgetan wurde. So ernst können es also die Unterzeichner und Befürworter der Aktion ,,Rettet die Bienen" nicht meinen, wenn sie nicht einmal 50 Euro jährlich für einhundert Quadratmeter Blühfläche übrig haben. Das sind nicht einmal 14 Cent am Tag.
Schon auf das durch den BBV-Kreisobmann Friedhelm Dickow diesbezügliche Angebot, Flächen zum Nutzen der Artenvielfalt zur Verfügung zu stellen, war gemäß dem Bericht im Dingolfinger-Anzeiger die Resonanz gleich Null. Das Pilotprojekt der derzeit zehn Landwirte scheiterte damit im Vorhinein, obwohl sie sich verpflichtet hatten, gegen Zahlung der Selbstkosten (Saatgut und Pflege) diese Flächen über vier Jahre für die Biodiversität zu erhalten.
Fakt ist, dass jede/r Bürger/in den Lebensunterhalt für sich und die Familie sorgen muss. Wie schwierig und anstrengend das manchmal ist, weiß jeder, der beruflich gefordert ist. Sei es als Arbeiter, Angestellter, Beamter oder Freiberuflicher - es wird einem viel abverlangt. Das gilt natürlich auch für den Beruf des Landwirts, der heutzutage 155 Menschen ernährt. Sie haben gegen viele Kritiken und Vorurteile wie auch Vorschriften und Gängeleien anzukämpfen, die hinlänglich bekannt sind. Aus Unkenntnis darüber, ob richtig oder falsch, möchte ich nicht einzeln darauf eingehen. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass der aktuelle Wohlstand in Deutschland ohne die hohe Produktivität der Landwirte nicht möglich gewesen wäre.
Um zum erfolgreichen Volksbegehren zurückzukehren, muss ich zugeben, dass ich dem Landwirt Anton Maidl für alle, die seine Ansicht teilen, Recht geben muss, wenn er sagt: Die Natur gehört nicht nur den Landwirten, sondern jedem. Warum sollten also nur Landwirte ihren Beitrag leisten, sie zu erhalten und zu verbessern? Ein Feld einfach so zu einer Wiese zu machen, um den Unterzeichnern der Bienenrettungsaktion Genüge zu leisten, kann er sich schlichtweg nicht leisten, zumal die Pacht und sein Aufwand hiefür bezahlt werden muss. Fazit: Es verhält sich bei einem Landwirt nicht anders wie bei wie jedem anderen, der von seiner Hände Arbeit leben muss. Um das Leben meistern zu können, ist nun mal ein verlässliches Einkommen unerlässlich.
Ob und und wann es staatliche Förderungen für Blühwiesen geben wird, ist meines Wissens noch fraglich beziehungsweise nicht eindeutig geklärt.
Kommunen, Politik, Landwirtschaft und die Gesellschaft in einem Boot
Auch Städte und Gemeinden sind aufgerufen, möglichst viele Blühflächen zu schaffen. Gleichermaßen sollten den Obst-und Gartenbauvereinen Flächen für Steuobstwiesen zur Verfügung gestellt werden. Das würde meines Kenntnisstandes zufolge sogar von der Europäischen Union gefördert werden. Jeder Kreisverkehr und jede Verkehrsinsel bietet Möglichkeiten, einen blühenden und zugleich nützlichen Blickfang zu schaffen. Bienen brauchen Pollen und nektarreiche Blumen, um sich und ihre Art zu erhalten! meinen Experten, die dafür ein speziell zusammengestelltes Saatgut oder Blumenarten wie Kornblume, Ringelblume und Malve und einige mehr vorschlagen, weil diese zum Beispiel ein vielfältiges Nahrungsangebot geben. Es bedürfe nur einen relativ geringen finanziellen Aufwand, um Möglichkeiten für den Erhalt der Existenz der Bienen, Insekten, Kleintiere und Vögel zu schaffen.
Wer unterschrieben hat, wird sich vorrangig von der Überschrift Rettet die Bienen verleiten haben lassen, in dem Vorhaben, direkt etwas für die Bienen zu tun:, ohne jedoch den Gesetzentwurf gelesen zu haben.
So sollen künftig bienenfreundliche Blühflächen auch im privaten heimischen Garten, Terrasse oder auf dem Balkon entstehen, dazu hat sich quasi jeder, der am Volksbegehren zugestimmt hat, mit seiner Unterschrift verpflichtet.
Wir selbst als Ehepaar Lichtinger müssen uns, obwohl wir uns nicht an diesem Hype beteiligt haben, auch an die eigene Nase fassen. Als wir Ende 2016 in unser neues Haus einzogen, haben wir es uns als Senioren so leicht wie möglich machen wollen. Vor dem Haus haben wir einen Kiesgarten mit unterliegendem Vlies angelegt, wo möglichst kein Unkraut durchkommen kann. Der Grund: Das Bücken wird mit zunehmenden Alter immer beschwerlicher. Hingegen im kleinem Garten hinter dem Haus sieht es etwas besser aus. Sträucher und Blumenrabatten sollen die Bienen und Schmetterlinge erfreuen. Ob es einige davon retten kann, sei dahingestellt. Aber zumindest haben wir im Rahmen unserer Möglichkeiten unseren Beitrag dazu geleistet. Um unsere Bilanz zu verbessern haben wir uns spontan entschieden, uns an der Blühwiesen-Aktion zu beteiligen, die womöglich gar nicht zustande kommt, weil Landwirt Maidl dafür 100 Interessenten braucht, um ein Hektar zusammen zu bekommen. Wenn die angeblichen Bienenfreunde jedoch dafür nichts übrig haben, spricht diese Gleichgültigkeit für sich und zeigt, wie weit Wunschdenken und Euphorie von der Bereitschaft, die Welt verbessern zu wollen, auseinanderliegt.