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Ein besonderes Ritual ist zu Osterbeginn die Segnung der Palmzweige
Vor Kurzem habe ich mal die gesammelten Werke von Pfarrer Alfred Wölfl und Pater Joseph Santhappan in Form von Pfarrbriefen der Pfarrei St. Margareta Mamming hervorgekramt und geordnet. Dabei ließ ich das Kirchenjahr mit all seinen markanten Festen Revue passieren. Aktuell ist es das Osterfest, das bevorsteht. Die ,,Heilige Woche" beginnt mit dem Palmsonntag am kommenden Sonntag, den 14. April.bEr trägt Anfang und Ende in sich. Zuerst wird Jesus gefeiert wie ein König und zuletzt nagelte man ihn ans Kreuz.
Beim Sortieren der Hefte fiel mir die Ausgabe 2009 in die Hände. "Was feiern wir am Palmsonntag?" heißt es da. Diese Frage ist durchaus berechtigt, denn selbst getaufte Katholiken wissen oft den Hintergrund nicht. Pfarrer Alfred Wölfl hat es so beschrieben: "Wir denken an den Einzug Jesu in seine Stadt Jerusalem. Viele Menschen legten Kleider als Teppich auf den Weg.
Andere brachen Zweige von den Büschen und jubelten Jesu mit den Worten zu: Hosanna, dem Sohne Davids. Gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn."
Weiters schrieb Pfarrer Wölfl: "Wir kennen den Brauch. Der Priester segnet Palmzweige und Palmbüschel. Wir halten Palmzweige in den Händen und machen eine Prozession. Wie die Menschen in Jerusalem ehren wir Jesus als unseren Herrn und König."
Einst ritten die Dorfpfarrer bei der Prozession auf einem Esel
Palmzweige bezeichnen den Palmsonntag, genauso wie mancherorts der Palmesel zum Brauchtum bei der Palmprozession der römisch-katholischen Kirche gehört. Seit dem 10. Jahrhundert ritten die Dorfpfarrer auf einem Esel mit. Da diese Tiere machmal recht störrisch sind, wurden sie mit den Jahren durch einen hölzernen Esel ersetzt, auf dem eine Christusfigur thronte. Heutzutage verschwinden sie mehr und mehr. Manchmal sind sie noch in Heimatmuseen zu finden.
Die Bezeichnung "Palmesel" wurde auch im übertragenen Sinne auf Menschen mit ähnlich ungebührlichen Verhalten angewandt. Lange Zeit nannte man den Jungen, der mit seinem Palmwedel als letzter die Kirche betrat, den Palmesel. Heute wird dasjenige Familienmitglied als ,,Palmesel" gehänselt, der am spätesten aufsteht.
Der Wettstreit um den schönsten Palmbuschen ist überliefert
Weil es ja hierzulande keine Palmzweige gibt, werden stellverstretend grünende und blühende Zweige zu ,,Palmbuschen" gebunden. Dazu eignen sich Buchsbaum, Fichte, Wacholder, Thuja, Eibe und die Weide mit den zarten ,,Kätzchen".
Palmkätzchen und Palmbuschen sind im Volksglauben fest verankert. Sie sollen vor Blitz, Feuer, Krankheit und Unglück schützen. Genauso steckt man einzelne Zweige zu Hause in der Küche oder im Wohnzimmer hinter das Kreuz im Herrgottswinkel, sofern noch vorhanden. Auch an der Haustüre werden sie gerne befestigt. Dergleichen gibt es noch andere Traditionen, die von Region zu Region verschieden sind..
Die Zeremonie unterstreicht den Stellenwert des Palmsonntags
Am Palmsonntag formiert sich die Pfarrgemeinde genauso wie am Fronleichnamstag zu einem Umzug. Die Prozession zieht dann als lange Menschenschlange zur Kirche. Es ist ein imposantes Bild, wenn der Kreuzträger vorangeht. Dahinter eine große Anzahl von Kindern, die stolz ihre Palmbuschen hochhalten und dabei in Reih und Glied marschieren. Gefolgt von einer Schar von Palmwedel tragenden Ministranten, denen sich Pfarrer, Mesner,Pfarrgemeinderat, Kirchenchor, Eltern und Bürgerschaft anschließen.