Bayern, Heimat, Tradition, Brauchtum - gestern, heute, morgen
Der "Narr vom Bodensee" hat erfolgreich Geschichte geschrieben
Auf einer USA-Reise im Jahr 1863 entdeckte der an Physik, Chemie und Mathematik äußerst interessierte 25-jährige Ferdinand Graf von Zeppelin aus Konstanz am Himmel einen Heißluftballon. Er brachte in Erfahrung, dass es ein gewisser John H. Steiner war, der sich die Erfahrung der Gebrüder Montgolfier zunutze machte, die sich als "Himmelsstürmer im Heißluftballon" einen Namen machten und damit das Zeitalter der Luftfahrt einläuteten. Der uralte Traum der Menschheit vom Fliegen wurde Wirklichkeit. Inspiriert davon skizzierte er einen lenkbaren Ballon in Form eines länglichen, zigarrenförmiges Luftschiff, das von Motoren betrieben werden sollte.
Doch zunächst wurden seine Pläne in punkto Luftschiff wegen seiner Karriere in Militär und Diplomatie zurückgestellt. Er war bereits 52 Jahre alt, als er sich voll und ganz mit der Entwicklung von Starrluftschiffen beschäftigte. 1892 entwickelte Zeppelin zusammen mit dem Techniker Theodor Korber einen Prototypen.
Das Prinzip des Luftschiffes ist einfach: Gefüllt mit Gas, das leichter ist als Luft, erhält es Auftrieb und gleitet, von motorenbetriebenen Propellern angetrieben, voran. Am "Starrluftschiff" war unten eine Gondel und dahinter die Kabinen angebracht. Desweiteren war es mit Höhen- und Seitenruder, sowie mit Gassack ausgestattet.
Am 2. Juli 1900 war es endlich so weit: Um 20.03 Uhr, stieg der Graf mit seinem gelben Prototypen LZ 1 vierhundert Meter hoch in den Himmel über dem Bodensee auf. 18 Minuten später landete er rund 6,5 Kilometer vom Startpunkt entfernt. Das Luftschiff wurde auf Pontons aus der schwimmenden Halle auf den Bodensee gezogen. Durch diese intelligente Lösung konnte stets die Windrichtung berücksichtigt werden.
Das Zeitalter der Zeppeline hat begonnen.
Quelle: https://www.wasistwas.de/
Ferdinand Graf von Zeppelin hat alle Zweifler Lügen gestraft. Er hat bewiesen, dass er keineswegs der "Dümmste aller Süddeutschen" ist, wie Kaiser Wilhelm II ihn verspottete. Dem blieb nichts anderes übrig, als ihm Abbitte zu leisten. Er heftete dem Grafen ein halbes Jahr später sogar den Roten Adlerorden Erster Klasse an die Brust.
Gelungene Notlandung eines Flugriesen mit Personen im Raum Dingolfing
Geradezu berühmt wurde meine vorherige Heimat Dingolfing-Landau, als am 1. April 1909 der Zeppelin bei der Wastlmühle in Loiching notlanden musste. In der Passauer Zeitung zum Beispiel wurde der Inhaber der Loichinger Poststelle, Krämer Huber, wegen seiner Freundlichkeit am Telefon, die ganze Nacht hindurch, gelobt. Der Wastlmüller verkaufte über 1000 Eier an die herbeigeeilten Zaungäste. Es war zu damaligen Zeiten eine nicht zu überbietende Sensation und wäre es bis heute. Man stelle sich mal vor, in einer Wiese landet eine Jumbojet oder gar eine Rakete?! Ich denke, es geht vielen Menschen wie mir. Dass sich so ein großer, schwerer, nachgebauter Vogel überhaupt in die Luft erheben kann, ist mir bis heute unbegreiflich. Und das noch mit Menschen an Bord! Obwohl ich schon einige Male geflogen bin, mache ich noch immer die Augen zu, bis wir in der Luft sind. Nicht ganz ohne Grund, denn ein paar mal sind wir schon "Feldstraße" geflogen. Es ruckelte und zuckelte, dass ich dachte, jetzt ist alles aus. Aber man sagte mir, das sei ganz normal und ist es wahrscheinlich auch, denn wir sind jedes mal heil und unversehrt gelandet. Gerade in einer Welt, wo "weiter, höher, schneller" immer wichtiger wird, ist es an der Tagesordnung, große Entfernungen fliegend zu überwinden. Für manche ist es wie Bus-oder Bahnfahren. Da denkt man nicht mehr groß nach. Besonders für die heutige Generation ist es gang und gäbe. Man muss im Berufsleben mithalten können. Die Konkurrenz ist groß und schmutzig, sagt man. Die ältere Generation hat oft noch Berührungsängste mit neuen Dingen und Gepflogenheiten. Als ich mir kürzlich, nach zwölfjährigen Gebrauch eines vererbten Handys, das mein Enkel David nicht als Smartphone akzeptierte, ein iphone zulegte, zeigte sich, was ich bisher an technischen Fortschritt alles verpasst habe. Momentan dachte ich mir, ich müsste es an die Wand werfen, so hat es bei der Installation bzw. Ingebrauchnahme gefuchst. Erfreulicherweise wohnt meine 15-jährige Enkelin Romina neben uns. Sie meinte: "Ach Oma, das kriegen wir schon hin". Und so war es auch. Im Nu war alles, was ich brauchte, installiert. Jetzt bin ich froh, dass ich mir so ein neumodisches, handliches Telefon angeschafft habe. Es hat zwar Funktionen drin, die ich niemals brauchen oder beanspruchen werde, aber immerhin werde ich von jungen Leuten als "coole Oma" erachtet. Das ist doch schon mal ein Pluspunkt in der heutigen Zeit. Trotzdem bin ich nicht dafür, immer das neueste und modernste zu haben, sondern befürworte, dass man Geräte, die repariert werden können und danach wieder funktionieren, so lange wie möglich nutzt.
Die Fernfahrt des LZ3 nach München war eine absolute Sensation
Ich glaube nicht, dass die heutigen neuen technischen Errungenschaften, die in fast allen Branchen auf den Markt kommen, die sagenhafte Erfindung des Ferdinand Graf Zeppelin toppen können. Zumindest was die Begeisterung betrifft.
Freilich gab es anfangs Schwierigkeiten. Ab dem Start der Jungfernfahrt im Sommer 1900 des LZ1 (Luftschiff Zeppelin 1) in Friedrichshafen, wo es erbaut wurde, beschädigten Windböen die ersten Luftschiffe bei deren Landungen. Das erste flugtaugliche Flugschiff, dass sich weiter vom Bodensee entfernen konnte, war das verbesserte, imposante LZ 3. Es war 136 Meter lang und hatte einen Durchmesser von 11,65 Meter. Angetrieben wurde das Fluggerät von zwei vierzylindrigen Daimler-Reihenmotoren zu je 100 PS. Damit erreichte es eine Spitzengeschwindigkeit von rund 45 Kilometern pro Stunde. Das hatte zur Folge, dass der erste Fernflug nach München mit dem Luftschiff "Zeppelin 3" für Schlagzeilen in der Presse sorgte. Extrablätter wurden gedruckt, es folgte ihm ein Sonderzug und auf den Straßen liefen die Menschen zusammen. Man beflaggte die Häuser, Kinder bekamen schulfrei und es wurden Postkarten bedruckt.
An Bord waren neben Graf Zeppelin sein Oberingenieur Dürr und einige Militärs. Geflogen wurde es von Luftschiffkapitän Hacker, der insbesondere mit dem Ablesen des Kompasses betraut war. Es wurden Hebungen, Senkungen und verschiedene Evolutionen durchgeführt.
Zeppelin kam am 1. April 1909, begleitet von endlosen Hochrufen, etwa um 9 Uhr in München an. Die Begeisterung war groß. Es wurden Tücher geschwenkt und Ehrensalven geschwenkt. Die Leute waren außer Rand und Band, während sich das Luftschiff in bewundernswerter Präzision in den Wind gestellt hatte. Das waren zwar sehenswerte Kunststückchen, aber landen konnte das Luftschiff leider nicht, weil der Wind zu stark war und er deshalb abgetrieben wurde. Zur Enttäuschung des Prinzregenten Luitpold musste deswegen das geplante Weißwurstfrühstück ausfallen
"Der Zeppelin ist zu sehen" war kein Aprilscherz
Mit einer Geschwindigkeit von zwölf Sekundenmetern entfernte sich das Luftschiff LZ3 von München in Richtung Erding. Als es schließlich rund 150 Meter Höhe gegen Moosinning zu schwebte, trauten Bürger, die das zigarrenförmige Luftgefährt entdeckt haben, ihren Augen nicht. Der Ruf "der Zeppelin ist zu sehen" wurde zunächst als Aprilscherz gewertet. Als man es aber realisiert hatte, dass dies der Wahrheit entspricht, sprach es sich in Windeseile herum. Die Leute, egal ob groß oder klein, kamen aus allen Himmelsrichtungen herbei, um sich vom diesen spektakuläre Ereignis selbst zu überzeugen. Sie wollten den stolzen Segler sehen, der in schier majestätischer Manier dahinglitt.
So waren für die damaligen Verhältnisse eine große Anzahl von Automobilen unterwegs. Selbst Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern glänzte mit seiner Anwesenheit. Bald darauf traf sogar ein Extrazug aus München in Erding ein, besetzt mit einer Abteilung des Luftschiffer-Batallions München, weil nämlich Graf Zeppelin die Nachricht ausgeworfen hatte, dass er versuchen wolle, in Erding zu landen.
Bei Langenpreising hatte sich das Luftschiff dem Erdboden schon so sehr genähert, dass man nach Augenzeugenberichten "die Steuerung und sonstige Teile des Luftschiffs ganz genau sehen konnte". Leider gelang es nicht und der Zeppelin trieb weiter. Dieser zweite missglückte Versuch führte zu widersprüchlichsten Gerüchten, die sich in Windeseile in Erding verbreiteten: Ein Motor sei defekt, die Steuerung funktioniere nicht mehr, Zeppelin sei dem Winde preisgegeben. Desweiteren wurde gemutmaßt , der Zeppelin sei in Landshut auf dem Exerzierplatz gelandet. Nichts von allem entsprach der Wirklichkeit.
Schließlich beendete Graf Zeppelin die Fahrt in Loiching, 13 Kilometer von Dingolfing entfernt. Etliche Automobile waren dem Luftschiff gefolgt, die anschließend berichteten, es sei völlig intakt geblieben und nicht der mindeste Defekt zu verzeichnen ist. Der Graf und seine Begleiter seien "bei heiterer Laune".
Dieses Ereignis hatte zur Konsequenz, dass Menschen aus allen Himmelsrichtungen herbei kamen, um die fliegende Riesenzigarre aus nächster Nähe zu betrachten. Zunächst buhlten die Gemeinden Loiching und Niederviehbach darum, auf welchem Flurstück der Zeppelin nun eigentlich niedergegangen ist, bis man sich auf erstere einigte. Der Gedenkstein steht jedoch in der Gemeinde Niederviehbach an der Staatsstraße 2074.
Als ich am 23. Mai 2011 die Aktiv-Senioren der Gemeinde Mamming als Berichterstatterin des Dingolfinger-Anzeigers zu einem Ausflug begleiten durfte, machten wir mit Konrad Auwärter und seinem Oldtimerbus Berolina einen Abstecher dorthin, wo vor über hundert Jahren das besagte Luftschiff niederging und Graf Zeppelin mit Gefolge übernachtete. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Besitzer der Wastlmühle dortmals überrumpelt gefühlt haben mussten. Sie standen auf einmal im Focus der Öffentlichkeit und mussten Sorge tragen, dem Ansturm Herr zu werden. Mit der Einsichtnahme vieler Exponate aus dem Luftschiff und diverser Zeitungsausschnitte konnten wir in die Vergangenheit eintauchen und uns bildlich einigermaßen vorstellen, wie es damals gewesen sein muss, als der Zeppelin unvorhergesehen auf den Fluren von Loiching niederging.
Meine Mutter erzählte mir, dass sie einmal einen Zeppelin gesehen hatte. Es muss sie damals sehr beeindruckt haben, als das gigantische Luftschiff ziemlich niedrig am strahlend blauen Himmel dahinsegelte. Sie konnte sogar in der kleinen Kabine unterhalb Leute sehen, hat sie gesagt. Vielleicht hat sie sich das aber auch nur eingebildet. Ich weiß es nicht.
Der Zeppelin versah fast acht Jahre lang, länger als alle anderen US-Starrluftschiffe, zuverlässig seinen Dienst, ehe er 1932 aus wirtschaftlichen Gründen außer Dienst gestellt und ab Oktober 1939 verschrottet wurde. Alle anderen der insgesamt fünf US-Starrluftschiffe dieser Zeit wurden durch Unfälle zerstört. Quelle: https://picclick.de/