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Heißzeit ist Eiszeit - Gelatieri brachten kühle Köstlichkeit

Bayern, Heimat, Tradition, Brauchtum - gestern, heute, morgen

Wer hats erfunden? Italiener brachten das Eishandwerk nach Deutschland

Eis
Ein leckeres Eis an heißen Tagen ist ein Genuss für Groß und Klein

Speiseeis gehört für die meisten Menschen zu einem warmen Tag dazu. Doch nur wenige wissen, dass die italienischen Eismacher in Deutschland eine lange Tradition haben. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich Gelatieri aus den Tälern der Dolomiten mit ihren Eiswagen im Norden an. Im Zuge des deutschen Wirtschaftswunders in den 1950er Jahren erlebte das italienische Eishandwerk in Deutschland eine einzigartige Blüte.

Die Historie des modernen Speiseeises beginnt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Italien, genauer in den Dolomiten. Die Händler von gekochten Birnen und Maronen im dortigen Cadore-Tal fanden keine Arbeit mehr und verließen die Region. Wahrscheinlich blieb einer von ihnen jedoch über den Sommer in der Ebene, um das Handwerk des Eiskonditors zu erlernen. Wie die alten Leute vor Ort erzählten, erlernten die Pioniere ihre Fertigkeiten bei einem Sizilianer, dessen Name jedoch nicht überliefert ist. Mit ihren neuen Kenntnissen versehen, wanderten die ersten Wagemutigen nach Österreich-Ungarn aus. Später folgten dorthin auch andere Venetier und erlernten das Gelatiere-Handwerk.

 

1865 erhielt Tomea Antonio BARETA von den Wiener Behörden die Genehmigung, einen Eiswagen an einem festen Punkt im Wiener Prater aufzustellen. 1874 wechselte er nach Leipzig, wo er 1890 bereits 24 Eiswagen überall in der Stadt besaß. Sein Sohn Bortolo war zu dieser Zeit nach Budapest gegangen, wo er Anfang des Jahrhunderts 12 Eisdielen und 60 Eiswagen besaß. Die Geschichte der beiden blieb kein Einzelfall.

Wegen Schutz der eigenen Süßwarenhändler entstanden Eisdielen

 Der Übergang vom Eiswagen zur Eisdiele verdankt sich im übrigen der protektionistischen Politik der Österreicher: um ihre eigenen Süßwarenhändler zu schützen, verweigerten sie den Cadore-Italienern den Gewerbeschein für ambulanten Handel. Die Gelatieri waren so gezwungen, Geschäftslokale anzumieten, die sie mit Bänken und Petroleumlampen ausstatteten: die Eisdiele war geboren.

Von Wien als Ausgangspunkt schwärmten die Eismacher nach 1880 über Zentral- und Mitteleuropa aus. Sie folgten den neu angelegten Eisenbahnlinien und siedelten sich an. Darmstadt, Hannover, Köln, Brunn, Belgrad oder Sarajevo sind einige der Städte, in deren Archiven sich italienische Eisverkäufer finden. Einige scheuten auch den langen Weg bis in das damalige Ostpreußen nicht. Sogar bis Stockholm ging die Reise, wo die Existenz des Eissalons Ciprian überliefert ist. Die Idee war klug. Denn heute weiß man: je kälter das Klima, desto höher ist der Eisverzehr. Nachweislich ist der Pro-Kopf-Verbrauch in Skandinavien am größten.

Der erste Weltkrieg brachte viele der Gelatieri um ihr Vermögen, doch sie steckten nicht auf. 1925 begann in ganz Europa der massive Wiederaufbau ihrer Eisdielen. In dieser Zeit entstand in Wien der erste Verband der italienischen Speiseeishersteller mit dem Ziel, ihre Interessen und Produkte zu schützen. In Polen lag die Blütezeit des italienischen Eisgewerbes in den Dreißiger Jahren. Damals muß es Hunderte von Eissalons gegeben haben. Dasselbe gilt neben Leipzig auch für Dresden und Städte in Bayern. Zwischen den Weltkriegen wurde auch das Ruhrgebiet für die Italiener populär. Der zweite Weltkrieg bedeutete einen weiteren Rückschlag, doch heute ist besonders die Gegend um Ruhr und Rhein dicht mit Eismachern besiedelt.

Schon früh entdeckten die Eisverkäufer das Geheimnis der Kühlung. Lange vor der Zeit elektrischer Kühlsysteme wurde das Eis in speziellen Trögen zubereitet, mit Stangeneis und Salz gekühlt und in Holzfässer umgefüllt, in denen es sich, von Säcken umhüllt und isoliert, bis zum Abend in fester Form hielt. Erst in den 60er Jahren wurde diese Salzlaugentechnik von immer großzügigeren Ladentheken abgelöst. Laborgeräte und Pasteurisierer, Kessel und Reifungsbottiche helfen heute mit modernster Technologie, den Arbeitsaufwand der Gelatieri zu verringern.

Quelle: Home/Press Area

Italien war und ist immer noch ein Synonym für leckeres Speiseeis

Während in den ersten fünf Jahren nach Ende des 2. Weltkrieges die Grundbedürfnisse der Bürger nach Nahrung ,Kleidung und Wohnraum allmählich zufrieden gestellt waren, stieg zunehmend auch die Lebenslust der Menschen. Man wollte am sogenannten Wirtschaftswunder teilnehmen. Einige konnten sich bereits ein Auto leisten. Damit eröffneten sich Möglichkeiten, Ausflüge zu machen und sogar zu verreisen. Bunte Plakate lockten mit täglich strahlender Sonne, weißen Sandstränden, idyllischen Orten und tollen Städten direkt am See oder gar am Meer, dessen fremdländischen Reiz man sich schwer entziehen konnte. Es war schick und fein mit seinem VW-Käfer oder Fiat nach Bella Italia zu fahren. Die italienischen Küstenorte bereiteten sich systematisch auf den Massentourismus vor und waren von dieser neuen Einnahmequelle begeistert. Jedes Zimmer in Strandnähe wurde vermietet und schnellstens ausgebucht. Als Trophäe, dass man sich dieses Vergnügen leisten konnte, wurden "typisch italienische" Souvenirs gekauft, die dann zuhause im Glaselement des modernen neuen Wohnzimmerschrank verstaubten. Auch die Flasche Bardolino, die man mit nach Hause genommen hatte, schmeckte ganz anders, als am Urlaubsort. Gleichermaßen haben wir die Begeisterung unserer Freunde vermisst, als wir zusammen bei einem Dia-Abend die Urlaubs-Reise Revue passiern ließen.

In den Städten lockte Eiscreme, am Land Ed von Schleck und Brauner Bär

Der allgemeine Italientrend, der auch musikalisch mit O sole mio, Marina und Zwei kleine Italiener in Deutschland Einzug hielt, erreichte 1953 mit der Eisdiele Capri  auch Rosenheim. Ich war damals erst fünf Jahre alt. Von der erfrischenden Köstlichkeit aus Italien haben meine Eltern und ich sowieso bis dato noch nie etwas gehört. Weil ich aber das Glück hatte, dass in Rosenheim eine Cousine meines Vaters  wohnte, kam ich bald in den Genuss von Eiscreme. Von der Klepperstraße bis zur Eisdiele in der Münchnerstraße war es nicht weit. Beziehungen muss man haben, das war schon früher so. Damit kann man gar nicht früh genug anfangen, diese zu pflegen, wie man in punkto Eis feststellen kann. Ich kann mich noch gut erinnern, es war eine Kugel Vanilleeis in der Waffelspitztüte, die höchste Glücksgefühle in mir auslösten. Ich weiß auch, dass diese nach Meer - nein nach Mehr - geschmeckt hat. Leider waren die Besuche bei Tante Brumbauer viel zu selten. Im Dorf-Kramerladen Friedl in Aign und auch beim Tante-Emma-Laden Holnburger in Zaisering  schloss man sich zu meinem tiefsten Bedauern diesem neuen Trend nicht an. Es dauerte noch eine Weile, bis zumindest das Steckerleis auf dem Land Einzug hielt. Nicht nur Milcheis, sondern auch Wassereis wurden von den Eltern gerne als Druckmittel benutzt, um brav zu sein und sich anständig zu benehmen. Kurz - man musste es sich verdienen.

 

Eis gehörte auch zu den Lieblingsspeisen meiner drei Kinder und meine vier Enkel lieben es ebenso. Inzwischen werden Sorten in allen Geschmacksrichtungen hergestellt, von denen ich vielen nichts abgewinnen kann. Vanilleeis ist noch immer mein Favorit und ich ziehe Schoko und Erdbeereis nach wie vor den Geschmacksrichtungen Kürbis-Nougat , Rote Beete und dergleichen vor. Ich bin halt vom alten Schlag und begnüge mich immer noch mit dem Einfachen . Dass es inzwischen 600 Eissorten gibt, übersteigt meine Vorstellungskraft. Und ehrlich gesagt, ich möchte es gar nicht wissen, wie manche Kreationen zusammen gemixt werden. Aber es kann jeder halten wie er mag. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt und manche Geschmacksnerven sind inzwischen immun gegen Entgleisungen - Hauptsache werbewirksam als lecker angepriesen. Meist gefällt und schmeckt, was gerade angesagt ist. Mir egal - jeder nach seiner Facon. Meine Devise: Man muss nicht jedem Trend folgen.