Bayern, Heimat, Tradition, Brauchtum - gestern, heute, morgen
Das Volksfest in Straubing mit Ostbayernschau sehnsüchtig erwartet
Die Leidenschaft zum Gäubodenvolksfest wird weitervererbt
Do is mei Vadda scho mid mir hinganga und mi ziagts a olle Jahr aufs neie wieda hi. Do muaß i scho krank sei oder sonst an triftigen Grund hom, dass i dahoam bleib, so brachte kürzlich ein Einheimischer den Drang zum Gäubodenvolksfest in Straubing auf den Punkt, das gestern Freitag, den 10. August 2018 begann und am Montag, den 20. August endet. Von seinem Vorhaben abbringen kann ihn da nichts und niemand. Seine Leidenschaft teilt er inzwischen mit seinen Töchtern. Auch sie fiebern dem Jahresereignis, das alles andere in den Schatten stellt, entgegen. Bei seiner aus Oberbayern stammenden Frau hält sich die Begeisterung allerdings in Grenzen, denn sie kann ihren Mann für 10 Tage abschreiben. Die Gründe kennt sie:
Einfach zwecks da Gaudi, da Gmüatlichkeit und weils einfach schee is heißt es unisono bei den Fans dieses Traditionsfestes, das Jung bis Alt immer wieder auf's Neue fasziniert.
Eine sächsische Prinzessin und die Liebe brachte den Stein ins Rollen
Schuld ist genaugenommen eine sächsische Prinzessin, die offensichtlich das Herz des bayrischen Kronprinzen Ludwig erobert hat. Er ehelichte seine adelige Braut Therese von Sachsen-Hildburghausen am 12.Oktober 1810. Das aus diesem Anlass veranstalte Pferderennen auf der Theresienwiese in München war die Geburtsstunde des Oktoberfestes. Danach verband man es mit dem Zentrallandwirtschaftsfest , um die Landwirtschaft zu stärken. Dies fand zunehmend in anderen Gegenden Nachahmung und es wurden derartige Feste auch woanders veranstaltet. 1812 fand das erste Landwirtschaftsfest in Straubing statt, das im Laufe der Jahre zum Volksfest mutierte und schließlich 1906 in Straubinger Volksfest umgetauft wurde. Daraus entstand 1938 das Gäubodenvolksfest Straubing, dem seit 1961 die Ostbayernschau angliedert. Rund 1,3 Millionen Besucher sprechen für sich.
Die Gäubodenstadt Straubing und seine fünfte Jahreszeit
A Trumm vom Paradies - das Gäubodenfest begeistert nicht nur die Niederbayern
Feierlaune - Tradition - fesch sein - griabig sein - Party feiern - genüsslich speisen - die Festbiere geniessen ... das macht die einzigartige Atmosphäre am Gäubodenvolksfest aus. Begeisterte Volksfestbesucher und Volksfestfans gab es schon lange vor Facebook und Co. Nicht umsonst ist in Straubing mitten im August alljährlich die 5. Jahreszeit.
Quelle Text: www.volksfest-straubing.de
Als Oma im Verrückten Haus zur Volksbelustigung wurde
Dass gebürtige, einheimische Straubinger das Gäubodenvolksfest besuchen, ist sozusagen Ehrensache. Gleichermaßen besuchen umliegende Niederbayern und Bayern aus allen Ecken und Enden die beliebte tradionelle Zusammenkunft aller Generationen. Es hat sich herumgesprochen, dass es ab dem zweiten Wochenende im August in Straubing im wahrsten Sinne des Wortes richtig rund geht. Mein Enkel David aus Oberbayern Nähe Chiemsee ist von klein an ein begeisterter Fan des Straubinger Gäubodenfestes, weil ihm durch uns Niederbayern zu seiner zweiten Heimat geworden ist. Er verbrachte, sehr zu unserer Freude, von klein an viel Zeit bei uns. Wer hat schon nicht gerne seine Enkel um sich?
Manche Besucher aus Nah und fern sagen sogar, dass es hier viel gemütlicher und zünftiger zugeht, als im Oktoberfest in München.
Lustig ist es obendrein, sagt mein inzwischen bereits erwachsener Enkel und kann noch heute über folgende Geschichte schmunzeln.: Als er so zehn Jahre alt war, wollte er unbedingt mit mir in das "Verrückte Haus". Der Grund lag offensichtlich darin, dass ein Parcour zu durchlaufen war, in dem unverhofft Wasser aus dem Boden spritzte, man über Rollen gehen und sonstige Hindernisse bewältigen musste. Für David war es eine der leichtesten Übungen. Es ging alles gut, bis ich das Hamsterrad erreichte. Ich geriet ins Taumeln und schon war es geschehen. Wie in einer Waschmaschine wirbelte es mich durcheinander. Rundherum und Rundherum, immer und immer wieder. Mein Enkel war natürlich schon mit Bravour durch. Schallend lachend stand er dahinter und sah sichtlich amüsiert zu, wie ich eine Rolle nach der anderen drehte. Das wäre nicht das Schlimmste gewesen, hätte ich nicht unfreiwillig jede Menge Zuschauer gehabt. Vor dem Verrückten Haus bekamen alle das Spektakel mit. Wie war ich froh, als der Chef am Schaltpult den Knopf endlich auf Aus stellte und ich mit hochroten Kopf und etwas Schwindelgefühlen diese abgedrehte Hütte verlassen konnte. Ich wuselte mich fluchtartig durch die gaffende Menschenmenge um schließlich erleichtert und vor allem unverletzt durchatmen zu können . Ich will nicht wiedergeben, was ich meinem Enkel danach alles gesagt habe. Er hätte mich nicht mit zehn Pferden noch einmal in ein Fahrgeschäft gebracht und ich weigerte mich die folgenden Jahre strikt, mich für irgendwelche belustigende Attraktionen zur Verfügung zu stellen. Brauchte ich auch nicht, denn David kam danach in das Alter, in dem Omas und Opas zur peinlichen Spezies gehören. Rückwirkend kann ich über diese Anekdote lachen. Ist ja außer einer riesengroßen Blamage alles gut gegangen. Ich hatte mir nichts gebrochen, nicht einmal weh getan. Das ist doch die Hauptsache. Viele Omas wird es nicht geben, die sich so ungeschickt anstellen wie ich.
Jubel, Trubel, Heiterkeit ist nun auf eine Volksfestbrotzeit reduziert
In meiner Jugendzeit in Oberbayern bin ich gerne ins sieben Kilometer entfernte Rosenheimer Volksfest gefahren, das natürlich nur einen Bruchteil der Attraktionen des Straubinger Gäubodenvolksfest zu bieten hatte. Es hätte mich zerrissen, wenn ich in der sogenannten Sturm und Drangzeit nicht mit meinen älteren Freundinnen mitgedurft hätte. Obwohl meine Eltern damals schon relativ alt gewesen sind, erlaubten sie es mir. Allerdings unter gewissen Auflagen. Zum Beispiel dass ich zur vorgeschriebenen Zeit zu Hause war, ich nicht über die Stränge schlug und vor allem nicht zu viel Geld verpulverte. Als brave Tochter hielt ich mich an mein Versprechen. Große Sprünge konnten wir ob unseres knapp bemessenen Budget eh nicht machen. So hielten wir uns die meiste Zeit im Teufelsrad auf. Zu meiner Überraschung dreht sich die im Jahr 1908 vom Münchner Schausteller Carl Gabriel erfundene Scheibe auch heute noch auf vielen Volksfesten. Damals war es das Highlight schlechthin. Man setzte sich darauf und strengte sich an, sich möglichst lange zu halten, bis es einem rausschleuderte. Nachgeholfen hatte ein großer Ball, der über die Köpfe schwenkte und kreiste. Und das ständig tiefer, bis er die Köpfe erreichte und man sozusagen "rausgekickt" wurde. Da die Mädchen damals überwiegend Kleider bzw. Röcke anhatten, war ich darauf bedacht, möglichst wenig davon preiszugeben, was sich darunter befand. Dennoch forderte die Fliehkraft unweigerlich immer seinen Tribut, was unweigerlich immer wieder zur allgemeinen Belustigung beitrug. Als faszinierende Darbietung blieben mir zudem die Motorradfahrer in Erinnerung, die an einer Steilwand rundum fuhren, ohne runter zu stürzen. So spektakulär und vielfältig wie heute war das Rosenheimer Volksfest natürlich noch nicht, aber es war bestimmt gemütlicher und beschaulicher.
Was mir neulich noch in den Sinn kam, dass ich mit sechs Jahren ein Los zog, auf dem eine Hauptgewinn-Nummer stand. Ich konnte es gar nicht fassen. Ich wurde damals von einer netten Dame auf das Podium gebeten und ich musste meinen Namen sagen. Ich war sowas von aufgeregt, dass ich nur stammeln konnte. Auf die Frage, was ich mir denn aussuchen möchte, stürzte mich das in einen ungemeinen Gewissenskonflikt. Ich hatte die Wahl zwischen einer Puppe oder Teddybär, von denen ich sonst nur träumen konnte. Ich wusste aber auch, dass sich Mama schon lange eine schönes Kaffee-Geschirr gewünscht hatte. Als mich die Dame nach einer Weile fragte: "Na, Evi- was hast du dir denn ausgesucht?" antwortete ich "Ich nehm das schwarze G'schirr mit den goldenen Rosen drauf! Für meine Mama!". Meine Mutter wollte mich noch zu einer Entscheidung zu meinen Gunsten überreden, aber ich blieb dabei. Meine Mama sollte endlich auch ein schönes Kaffeegeschirr haben, wenn Besuch kommt. Nicht so ein Glump, was wir im Schrank hatten. Ich hatte schließlich meine Babypuppe Hildegard, die sowieso eifersüchtig wäre, wenn sie einen großen Bruder oder eine große Schwester bekommen hätte. So gesehen, war es die einzig richtige Entscheidung.
Mit meinen drei Kindern Carina, Tanja und Seppi gingen wir immer zweimal ins Rosenheimer Volksfest. Einmal war immer meine Mutter dabei, die finanziell dazu steuerte. Sie bestand darauf, dass sie Schoko-Herzerl bekamen, die in rotes durchsichtiges Papier eingepackt waren.. Aber nicht im Volksfest, sondern auf dem Rückweg zum Bus in einer Bäckerei, weil sie nur die Hälfte kosteten, als die auf dem Volksfest.
Unsere Enkelinnen Romina, Julie und Emelie sind in eine Zeit hineingeboren worden, in der es genügend Ablenkungen durch diverse Medien gibt. Dennoch ist ein Volksfest immer noch eine gerne angenommene Attraktion. Als Eltern und Großeltern freut man sich darüber, wenn es den Kindern und Enkelkindern gut geht. Auf der anderen Seite ist es derzeit eine ungute Zeit. Wer hätte gedacht, dass eine Viruskrankheit ausbricht,, es Krieg in einem Land gibt, das gar nicht so weit von uns entfernt ist und dass es verstärkt Hitzewellen und Überschwemmungen sowie Ressourcen-Knappheit gibt? Ich hoffe sehr darauf, dass sich die Menschheit darauf besinnt, dass nicht nur Spaß und Vergnügen Vorrang hat, sondern vielmehr die Dinge in dem Umfang beherzigt, die dem lebens-und liebenswerten Erhalt unseres Planeten Erde zuträglich ist.
Was das Gäubodenvolksfest anbelangt begnügen wir uns als Senioren auf eine Brotzeit in oder vor einem der Festzelte. Sollten wir keinen Platz bekommen, sind wir auch mit einem Besuch im Biergarten zufrieden. Die Prioritäten haben sich verschoben: Gesundheit, Mobilität, hell in der Birne und die schönen Dinge des Lebens bewusst genießen. Neben Ausflügen und kleinen Reisen sind wir vollauf zufrieden. Gäubodenvolksfest überlassen wir der jüngeren Generationen!